Japan Teil II

Bevor wir Ende März Südostasien verließen, wollten wir noch einige Tage Urlaub machen. Unsere Wahl fiel auf Japan, vor allem, weil wir unsere Freunde Yumi und Toru und deren Jungs in Iwakuni besuchen wollten.

Leider hatte ich mir Anfang Februar eine Innenbandzerrung am Knie zugezogen (ganz blöde Geschichte) und war noch nicht so mobil wie ich es gerne gewesen wäre. Geplant hatten wir einen Wanderurlaub auf der Insel Kyushu, der aus mehreren Gründen nicht so verlief wie wir es uns gedacht hatten, doch dazu später mehr.

Am 13.03. startete ich meine Reise in Frankfurt. Bitte erinnert mich bei der nächsten Flugbuchung daran, NICHT den günstigsten Flug, sondern die direkte Variante zu buchen. Mein erster Stop war Helsinki. Dort sollte ich eine Stunde Aufenthalt haben, effektiv hatte ich 20 Minuten. Mit meinem lädierten Knie rannte ich also durch die langen Korridore des Flughafens in der Hoffnung, dass der Anschlussflieger warten wird. Am Gate angekommen stellte ich fest, dass auch der nächste Flug nach Singapur aufgrund technischer Probleme nicht pünktlich wegkommen wird. Letztendlich starteten wir u. a. nach Enteisung des Flugzeuges (ihr lest richtig, in Helsinki lag noch Schnee) mit 1 Stunde und 30 Minuten Verspätung. Mir war bewusst, dass ich den Flieger von Singapur nach KL nicht bekommen werde. Das Problem war jedoch, dass Alfred in KL auf mich wartete, weil wir vier Stunden nach meiner ursprünglich geplanten Ankunft nach Fukuoka weiterfliegen sollten. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich während des Fluges nicht besonders entspannt war. In Singapur gelandet war wie erwartet das Gate für den Flug nach KL bereits geschlossen. Am Transfergate bekam ich anstandslos ein neues Ticket für einen Flug um 22.10 Uhr. Unser Flug nach Fukuoka sollte um 23.55 Uhr starten, so dass mir klar war, dass ich auch in KL werde rennen müssen. Aus den entspannten vier Stunden Aufenthalt waren nun nur noch 60 Minuten geblieben. Wir hatten für die Japanreise nur Handgepäck gebucht. Nach Malaysia flog ich allerdings mit dem nächstgrößeren Koffer, denn diesen brauchte ich für die Ausreise nach Deutschland Alfred erwartete mich am gate in KL und flitzte sofort mit meinem leeren großen Koffer zum Auto während ich mich auf den Weg zum Gate machte.  Zum Glück schaffte auch Alfred es pünktlich dort zu sein, denn ich hatte bis zu seinem Eintreffen keine Idee, wie ich ggf. den Abflug hätte verzögern können.

Am 15.03. landeten wir morgens um 8 Uhr in Fukuoka. Wie auch im letzten Jahr hatten wir uns einen JR Pass-Gutschein besorgt, den es nun galt, am Bahnhof in Hakata in Tickets umzutauschen. Dazu mussten wir eine Station mit der Metro von Fukuoka (Flughafen) nach Hakata (Bahnhof) fahren. Hakata und Fukuoka sind mittlerweile zu einer Stadt zusammengewachsen. Doch das wissen selbst viele Japaner nicht, denn im Reiseführer stand, dass im Touristenbüro immer wieder nachgefragt wird, wie lange man denn von Fukuoka nach Hakata bräuchte ;o)

Vom Bahnhof Hakata ging es mit dem Shinkansen nach Hiroshima. Dort sollten wir am Nachmittag Yumi und Toru treffen. Doch zuerst stand die Besichtigung dieser geschichtsträchtigen Stadt an. Noch heute, beim Schreiben des blogs, bekomme ich Gänsehaut wenn ich daran denke, dass wir dort standen wo 1945 zehntausende Menschen durch die Atombombe der Amerikaner getötet wurden. Hiroshima ist uns allen aus dem Geschichtsunterricht bekannt. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich jemals die Gelegenheit bekommen würde, diesen Ort zu besuchen.

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Das ist der ‚A bomb dome‘, das einzige Gebäude, das noch von der Explosion 1945 zeugt. In ziemlich gedrückter Stimmung spazierten wir durch den Friedenspark, vorbei am Kenotaph (rechtes Foto). Unter dem Bogen befindet sich eine Truhe, die alle Namen der Opfer enthält und wird jedes Jahr ergänzt um die, die aufgrund von Spätfolgen des Angriffs starben. Im Hintergrund brennt eine Flamme so lange bis weltweit alle Nuklearwaffen zerstört werden. Im Friedensmuseum sind zerissene Kleider, eine Uhr, die um 8.15 Uhr (Uhrzeit der Detonation) stehen blieb, die geschmolzene Lunchbox usw. ausgestellt. Die nationale Halle für die Atombombenopfer ist als Schnecke konzipiert und man läuft im Kreis bergab. Unten erwartet den Besucher in einem kreisrunden Raum, auf dessen Wand als Panorama Fotos der Amerikaner zusammengestellt sind, (linkes Foto), die die  Stadt nach dem Atombombenabwurf fotografiert hatten, sowie die Namen der Stadtviertel, die vom Bombenangriff betroffen waren. Ein Raum zum Innehalten.

 

In jedem Reiseführer steht, dass man durch die Hon-dori-Arkade, eine Einkaufsstraße, schlendern muss. Wir können sagen: Wir waren dort. Keine Ahnung ob wir mittlerweile zu viel gesehen haben, uns hat die Straße nicht beeindruckt. Offensichtlich waren wir in den letzten drei Jahren zu oft bummeln ;o)

Auch die Burg von Hiroshima ließen wir nicht aus. Ursprünglich gebaut im Jahr 1589 wurde sie beim Atombombenangriff 1945 zerstört. Dreizehn Jahre später wurde sie wieder aufgebaut und ist heute ein Museum.

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Mit Yumi, Toru und den Jungs sind wir in den Hiroshima Orizuru Tower gegangen. Von der Aussichtsplattform in der 13. Etage hatte man einen grandiosen Blick auf den Atombomben-Dom, den Friedenspark und an schönen Tagen sogar bis zur Insel Miyajima (die wir am nächsten Tag besuchten). Als wir dort waren wehte ein eisiger Wind und wir hielten uns nicht lange auf.

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Eine Etage tiefer kann man Orizuru (Origami-Kraniche) falten und sie dann in eine außen in die Fassade eingearbeitete Glaswand werfen. Zitat aus der Homepage:

Das Symbol vom HIROSHIMA ORIZURU TOWER, die „Orizuru Wand“ ist fertig, wenn sie mit gefalteten Kranichen, und mit diesen verbundenen Friedenswünschen und Gebeten aus aller Welt, gefüllt ist. Im „Orizuru Platz“ gibt es einen Workshop, wo man mit speziellem Origami-Papier einen Kranich falten und ihn in die „Orizuru Wand“ einwerfen kann. Das kann ein unvergessliches Erlebnis werden. Machen auch Sie mit.

Mittlerweile reicht die Anzahl der Kraniche bis zum 5. Stock des Gebäudes. Der Kranich ist in Japan ein Zeichen des Friedens.

 

 

Alfred hatte keine Lust nach unten zu laufen und nutzte stattdessen ein anderes Fortbewegungsmittel:

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Yumi hatte in einem traditionellen Okonomiyaki-Restaurant einen Tisch bestellt und wir hatten ein leckeres Abendessen. Ich liiiiiiiiiebe Okonomiyaki, eine Art japanischen Pfannkuchen. Danach fuhren wir gemeinsam mit dem Zug nach Iwakuni. Im Hotel angekommen rechnete Alfred aus, dass ich seit 55 Stunden kein Bett gesehen hatte und auf den Beinen war ;o)

Am nächsten Vormittag erwartete uns ein Ausflug zur Insel Miyajima, eine der drei schönsten Landschaften Japans. Übersetzt bedeutet Miyajima Insel der Schreine und ist berühmt wegen des Itsukushima Schreins aus dem Jahr 593. Yumi hatte eine Wanderung auf den Mount Misen geplant, doch wegen meines Knies mussten wir uns leider mit bummeln begnügen. Auf der Insel waren unheimlich viele Touristen, die sich durch die schmalen Gassen drängten.

 

Auf dem rechten Bild stehen wir vor dem Torii Gate. Für das Foto mussten wir einige Zeit nach japanischer Manier anstehen, d. h. ganz ordentlich und geduldig einer hinter dem anderen. Toru wurde von dem nachfolgenden Pärchen gefragt, ob er ein Foto von ihnen machen könne. Er war danach genervt, denn der Mann hatte genaue Vorstellungen wo Toru stehen sollte, welchen Ausschnitt er fotografieren musste usw.

Alfred probierte zum ersten Mal in seinem Leben Austern. In diesem Fall handelte es sich um die gegrillte Variante, die dort als Spezialität angeboten wird. Nach anfänglichem Zögern, bestellte er gleich noch eine zweite Portion ;o)
Die meisten Japaner sind sehr trinkfest, daher ‚musste‘ Alfred schon um 11 Uhr japanisches Hefeweizenbier trinken, das auf der Insel gebraut wird und nach seiner Aussage sehr lecker schmeckt.

 

Der Itsukushima Schrein ist ein sehr gefragter Ort für traditionelle Hochzeiten

und bei Hochwasser sehen die durch lange Korridore verbundenen Haupt- und Nebengebäude aus als ob sie schwimmen würden.

Hier stehen wir in einer Art Halle namens Senjokaku aus dem Jahre 1587. Senjokaku bedeutet übersetzt ‚Gebäude der 1.000 Tatami-Matten‘, denn so viele Matten sollen hineinpassen. Im Inneren steht eine bunte fünfstöckige Pagode aus dem Jahr 1407.
Auf dem Bild links läuft Alfred mit Wataru unter dem Gebäude entlang und man konnte die massive jahrhundertealte Unterkonstruktion deutlich erkennen. Unwahrscheinlich beeindruckend, denn es wurden keine Nägel und/oder Schrauben verwendet.

 

 

Auf der Rückfahrt zum Hotel hielten wir bei einem Supermarkt an. Ich finde es extrem interessant, in fremden Ländern durch Supermärkte zu bummeln. In Japan hat mich die riesige Auswahl an Tofu beeindruckt. Solch eine Vielfalt an verschiedenen Konsistenzen hatte ich vorher noch nie gesehen. Wir finden beide, dass japanischer Reis am besten schmeckt. Da wir nur mit Handgepäck geflogen sind, konnten wir uns leider nur ein 250 g Päckchen mitnehmen.
Zum Abendessen waren wir bei unseren Freunden eingeladen und hatten so die Möglichkeit zu sehen wie Japaner wohnen. Es hat sich bestätigt, dass Familien nicht sehr viel Platz zur Verfügung steht, denn es gibt keine extra Schlaf-/Kinderzimmer. Die Familie schläft in einem durch eine Schiebetür abgetrennten Bereich des Wohnzimmers, der tagsüber als Spielzimmer dient. Am Abend werden die Tatami-Matten aus den Schränken geholt und der Raum zum Schlafzimmer umfunktioniert. Für japanische Familien, die in den riesigen Häusern in Kuantan gelebt haben, eine immense Umstellung.

Am nächsten Morgen holten uns die vier wieder am Hotel ab und brachten uns zu der bekannten Kintai-Brücke von Iwakuni. Früher durften nur Angehörige der herrschenden Klasse die Brücke betreten. Seit 1993 ist die 200 m lange fünfbögige Holzbrücke ein Nationalschatz Japans.

 

Danach schlenderten wir noch durch einen nahegelegenen Park und besuchten ein wunderschönes Café, in dem alle möglichen kunsthandwerklichen Schätze verkauft wurden, u. a. Kleidung, Keramik, Schmuck und Kalligraphie auf handgeschöpftem Papier. Yumi übersetzte mir die geschriebenen Weisheiten  und eine davon musste ich kaufen. Jetzt hängt sie hier in unserem Haus.
Wir verabschiedeten uns schweren Herzens von unseren Freunden und machten uns mit dem Shinkansen auf den Weg nach Kumamoto. Dort wollten wir die Burg besichtigen, die jedoch zur Zeit renoviert wird und für Besucher geschlossen ist. Das Erdbeben im April 2016 richtete erhebliche Schäden an und die Renovierung wird noch bis nächstes Jahr dauern. Wir konnten nur einmal außen herum laufen und uns von der Größe der Burganlage überzeugen, denn sie ist neben Osaka und Nagoyaeine eine der drei größten Burgen Japans.

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Im Reiseführer fanden wir die Adresse eines traditionellen Ramen (jap. Nudelart ähnlich unseren Spaghetti) Restaurants, das wir dank google maps auch fanden. Wir mussten noch etwas anstehen (wie immer ordentlich in einer Reihe), da das Restaurant erst um 18 Uhr öffnete. Dankenswerterweise gab es eine englische Karte, so dass wir einfach bestellen konnten. Das Essen war gut, doch das Udon-Gericht (die dicken Nudeln) einen Tag zuvor schmeckte mir besser. Wir sind immer wieder auf der Suche nach coffee shops, die keiner Kette angehören. Alfred fand im Netz das ‚Coffee arrow‘. Als wir durch die Tür traten, wurden wir mit einem Schlag in das Jahr 1964 zurückversetzt, dem Eröffnungjahr des Cafés. Leider konnten wir uns weder mit dem Besitzer noch mit der Dame unterhalten, die am Tresen saß. Der nette Herr setzte sich auf seinen Schemel und begann in den vielen (und wenn ich sage viele, dann meine ich sehr viele) Zeitschriften zu kramen. Nach kurzem Suchen legte er uns eine davon mit folgendem Artikel auf den Tresen:

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Es gab genau eine Sorte Kaffee, die der master – wie er in dem Artikel genannt wird – seit Beginn auf die gleiche Art röstet. Dort wurde auch erwähnt, dass das Getränk eher einem schwarzen Tee als einem Kaffee ähnelt. Das Café hat sich in den letzten 55 Jahren nicht verändert, denn die Ausstattung und auch die frischen Lilien werden genau so in diesem Artikel beschrieben. Auch wenn uns der Kaffee nicht geschmeckt hat, fanden wir diese Entdeckung grandios. Anschließend sind wir noch zu Starbucks gegangen ;o(

 

Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Shinkansen nur bis Higo Ozu anstatt bis Aso. Das Erdbeben im April 2016 hat Schäden an der Bahntrasse hinterlassen und den Rest der Strecke mussten wir mit dem Bus zurücklegen. Es ist uns zum ersten und bisher einzigen Mal passiert, dass der Fahrplan nicht eingehalten wurde, denn der Bus, der 20 Minuten nach Ankunft des Zuges kommen sollte, kam nicht. Angekommen in Aso mussten wir auf den nächsten Bus warten, der uns nach Mount Aso bringen sollte. Die Zeit überbrückten wir in dem kleinen Bahnhofsrestaurant. Wir bestellten einen Tee und einen Kaffee, erhielten zwei Tees und einen Kaffee und zahlten nur für den Kaffee. Verstanden haben wir es nicht, jedoch haben wir uns sehr über die Gastfreundschaft gefreut.
Auf dem Mount Aso, der aus insgesamt fünf Vulkankratern (Nekodake, Takadake, Nakadake, Kijimadake, Eboshidake) besteht, wehte eine steife Brise, jedoch wurde uns beim ‚Aufstieg‘ zum Vulkan Nakadake ganz schön warm. Ich habe es schon mehrfach erwähnt: Seit unserer Wanderung in Nepal, MAG ICH KEINE TREPPEN MEHR! Nakadake ist einer der aktivsten Vulkane Japans, die letzte Eruption war 2016. Auch als wir dort waren, konnte man nur bis max. einen Kilometer an den Krater heran. Die Schwefelschwaden sah man schon von weitem.

Im Anschluss wanderten wir über den Kijimadake und besuchten danach das Vulkanmuseum, in dem eine Videoaufzeichnung der letzten Eruptionen zu sehen war. Außerdem gibt es eine Kamera mit der man in den Nakadake schauen und verfolgen kann wie es dort drinnen blubbert und brodelt. Der Bus brachte uns zurück zum Bahnhof in Aso. Der freundliche Japaner an der dort ansässigen Touristinfo hatte uns am Morgen gesagt, dass er bei unserer Rückkehr den Hotelshuttle für uns bestellen würde. Einige Minuten später hielt ein Kleinbus vor dem Bahnhofsgebäude und der freundliche Angestellte brachte uns zu unserem Hotel. Auf meinen Wunsch hin verbrachten wir die Nacht in einem traditionellen Hotel (Ryokan). Als wir das Zimmer betraten kam ich mir vor wie in einem japanischen Film. Hinter der Trennwand befand sich ein schmaler Raum mit zwei bequemen Stühlen, einem Tisch, Kühlschrank und Wäscheständer und einem betagten Tresor. Das ganze war gekrönt mit einer schönen Aussicht in den Garten.

Ryokan

Unser Hotel verfügt über einen sog. Onsen (heiße Quelle). Für Japaner ist das Baden in einem Onsen ein Ritual mit vielen Regeln, deren Nichteinhaltung einen Affront darstellt. Bei unserem letzten Japanurlaub verbrachten wir in Hakone ebenfalls eine Nacht in einem Onsen. Damals wusste ich noch nichts von dem Waschritual und war zum Glück alleine in dem Waschraum, so dass ich keine Japanerin vor den Kopf stoßen konnte. In dem Hotel in Mt. Aso gab es je zwei Onsen für Männer und Frauen, eines drinnen und eines draußen. Ich hatte das Glück, dass ich das ganze Bad für mich alleine hatte und die Ruhe genießen konnte.
Da wir keine Lust auf Hotelküche hatten, suchten wir uns im Ort ein Restaurant. Alfred entdeckte online ein japanisches Restaurant, das Curry anbot. Ich war etwas skeptisch, ob ein Japaner indisches Curry kochen kann – er kann. Das Essen war superlecker! Als wir zurückkamen waren die Möbel in unserem Zimmer an die Seite geschoben und die „Betten“ gemacht. Die Futons lagen ausgebreitet auf dem Boden und wir hatten nun fast keinen Platz mehr zum Gehen. Also gingen wir ins Bett ;o)
Beim Frühstück am nächsten Morgen stellten wir erst fest wie groß das Hotel tatsächlich ist. Wir betraten ein riesiges Restaurant, in dem ein großes traditionell japanisches Frühstück aufgebaut war. Ich bin sehr flexibel was Essen anbelangt, doch beim japanischen Frühstück komme ich an meine Grenzen. Fisch, Fisch und nochmal Fisch sind hier im Angebot. Mir blieb Misosuppe, kalter Tofu mit Frühlingszwiebeln und Ingwer, Salat und Reis.

Ich kann mich nicht mehr erinnern in welcher Stadt/Hotel/Geschäft/Restaurant ich diese Toilettenkultur entdeckte. Mir ist sie jedoch in Erinnerung geblieben: Wo auch immer wir uns in Japan befanden, ich öffnete die Toilettentür, das Licht ging an, der Toilettendeckel öffnete sich und … es war natürlich blitzsauber. Die Toilettenbrille war beheizt und zwar so doll, dass ich sofort wieder aufstand und nach der Taste suchte, womit ich die Temperatur regeln konnte. Dieses Erlebnis muss erwähnt werden, denn japanische Toiletten sind sehr beeindruckend. Sollten wir noch einmal ein Heim einrichten, möchte ich genau so eine Toilettenvariante zu Hause haben ;o)

Das nächste Etappenziel war Kirishima. Es gab nur eine geringe Auswahl an Hotels, die gut mit den Öffentlichen zu erreichen waren. So langsam dämmerte mir, dass die Aussage meiner japanischen Freundinnen: „Ohne Auto kommt ihr auf Kyushu nicht weit. Es ist eine sehr ländliche Gegend.“ korrekt ist. Die Busverbindungen sind ähnlich wie bei uns zu Hause auf dem Land. Man kommt überall hin und auch wieder zurück. Die Frage ist nur: Am gleichen Tag? Auf dem Foto erkennt man sehr gut wie ruhig diese Gegend ist.

Kirishima_Bahnhof

Kirishima hatte ich ursprünglich ausgewählt, weil wir im ältesten japanischen Nationalpark (eröffnet 1934) wandern gehen wollten. Zum einen mussten wir von dieser Idee wegen meines verletzten Knies Abstand nehmen und zum anderen kamen wir ohne Auto nicht an die verschiedenen Ausgangspunkte. Das Personal in unserem Hotel war nicht auf ausländische Touristen ohne Auto ausgerichtet. Die Angestellten an der Rezeption taten sich schwer Lösungen zu finden, wie wir mit dem Bus einige Sehenswürdigkeiten in der Gegend erkunden bzw. einen kurzen Trail wandern könnten. Letztendlich gaben wir auf und uns blieb nur der Kirishima Schrein. Eine Station konnten wir mit dem Zug fahren, doch dann scheiterten wir an dem Busfahrplan. Die Bushaltestelle ist 5 km von der Anlage entfernt und der Bus fährt je nach Tageszeit nur alle zwei Stunden. Wir hatten ihn verpasst und nun blieb uns nur das Taxi.

Neben den Gebäuden fanden wir einen schmalen Weg, der vollgehängt war mit hunderten kleiner Holztäfelchen. Das sah sehr hübsch aus.

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Nachdem wir wieder im Hotel ankamen, wollten wir uns eine entspannte Stunde im Onsen gönnen. Doch sie ließen mich wegen meines Tattoos nicht hinein. Ich hatte vor dem Urlaub davon gehört, dass tätowierten Menschen der Zugang verwehrt wird. Meine japanische Freundin beruhigte mich und meinte, dass mein Tattoo aufgrund seiner Größe keine Probleme machen würde. Weit gefehlt. Ich ging zur Rezeption und auch dort bekam ich die gleiche Antwort: No tattoo!

Auf dem Rückweg vom Bahnhof waren wir an einem Restaurant vorbeigekommen, in dem wir zu Abend essen wollten. Nach uns betrat eine Gruppe Männer das kleine Restaurant und leider hatten wir nicht beachtet, dass es ein Raucherlokal war. In Japan kommt es häufig vor, dass in Restaurants geraucht wird. Auch bei Hotelzimmern muss man sehr vorsichtig sein, denn in manchen Hotels sind Nichtraucherzimmer Mangelware. Die Bestellung unseres Essens war spannend, denn die Karte war in japanisch und der Besitzer konnte nur wenig Englisch. Letztendlich wurden wir satt.

Wir standen in regem Austausch mit Yumi, die sehr viel Anteil an unserem Urlaub nahm. Für den nächsten Tag machte sie den Vorschlag, nach Sun Messe Nichinan zu fahren. Hier befinden die weltweit einzigen Repliken der auf den Osterinseln stehenden Moai. Doch dieser Park hat mittwochs geschlossen. Der Urlaub war wie verhext;o( Wir ließen uns nicht unterkriegen und Yumi kam mit der nächsten Idee um die Ecke. Aoshima – eine vorgelagerte Insel vor Miyazaki, die ebenfalls wegen ihres Schreines bekannt ist. Als erstes nahmen wir den Zug in die falsche Richtung und landeten in Sadowara. Die Zugfahrt dauerte einige Stunden und wir hatten Gelegenheit, die Landschaft zu betrachten. Wir stellten fest, dass sie sich abgesehen von der Bauweise der Häuser nur unwesentlich von dem unterscheidet was wir aus Europa kennen.
In Miyazaki angekommen, schlossen wir unser Gepäck am Bahnhof ein und machten uns direkt wieder mit dem Zug auf den Weg nach Aoshima, einer kleinen Insel mit subtropischer Vegetation, die über eine Art Deich mit dem Festland verbunden ist. Auf einem asphaltierten 1,5 km langen Weg kann man die Insel zu Fuß umrunden. Der Weg führt entlang des eingezäunten Inseldschungels vorbei an einem Leuchtturm. Auf drei Seiten wird die Insel von interessant aussehenden Felsformationen, die vor 7 Millionen Jahren entstanden, begrenzt.

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Ein Schild, das man in unseren Breitengraden selten zu sehen bekommt:

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Am Abend hatten wir die Qual der Wahl bei der Entscheidung, was wir essen wollen. Nach Tagen in Kleinstädten mit wenigen Restaurants waren wir in Miyazaki von dem Angebot überwältigt. Letztendlich entschieden wir uns für ein Lokal, in dem Alfred „Miyazaki beef“ essen konnte. Auch hier gab es die Speisekarte nur in japanisch, zum Glück jedoch mit Bildchen:

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Es war noch früh und der Kellner hatte Zeit uns zu erklären, welche Zutaten sich hinter dem Gericht verbergen und wie wir bestellen sollten. Alfred bekam sein Rindfleisch und ich aß Teppanyaki, eine Art Pfannkuchen aus Kartoffeln.

Der vorletzte Tag war angebrochen. An der Ostküste entlang fuhren wir mit dem Zug über Oita und Beppu (gesprochen Beppü) zurück nach Hakata/Fukuoka. In Oita fuhren wir in einen Sackbahnhof und gingen davon aus, dass wir ab sofort rückwärts sitzen werden. Weit gefehlt. Die anderen Reisenden (allesamt Japaner) standen auf, betätigten einen Hebel und drehten beide Sitze gleichzeitig in die entgegengesetzte Richtung. Wir staunten nicht schlecht über diese Technik.
In jedem Zug, den wir benutzten, fragten die Schaffner bei der Fahrkartenkontrolle die Reisenden nach ihrem Ziel und notierten sich dies auf einem Zettel. Wir fragten uns was mit diesen ganzen Zetteln passiert. Außerdem verbeugten sie sich jedes Mal, wenn sie das Abteil betraten und wieder verließen.

Wir hatten genügend Zeit und stiegen in Beppu aus, um noch einige Zeit an der Küste zu verbringen. An der Uferpromenade saß neben uns eine junge Japanerin, die ihr belegtes Brot aß. Plötzlich kam von oben ein Falke im Sturzflug und schlug ihr mit seinem Flügel das Brot aus der Hand. Er flog eine Schleife, um im zweiten Anflug sich das Mittagessen  der jungen Fraum vom Boden zu schnappen, bevor er davon flog. Wir erschraken genauso wie die junge Frau und beeilten uns mit unseren mitgebrachten dumplings.

In Hakata wollte ich noch zu Tokyu Hands, ein Geschäft, das mir Sayuri im letzten Jahr zeigte. Dort gibt es alles mögliche zu kaufen und ich wollte nun doch Stäbchen, in die mein Name eingraviert ist. Alfred hatte sich schon im letzten Jahr welche anfertigen lassen. Im oberen Stockwerk des Gebäudes ist eine Radiostation untergebracht, die live sendet und wir machten ganz schnell zwei Fotos.

Auf dem Platz vor dem Einkaufszentrum fand gerade das alljährliche Sake Festival statt. Während ich durch die Geschäfte schlenderte, genoss Alfred einige Becher Sake und fühlte sich wie daheim auf dem Weinfest: Es galt einen Porzellanbecher zu erstehen und hiermit von einem Stand zum anderen zu gehen, um die verschiedenen Sorten zu probieren. (Für die Heimreise wickelte er den Becher zum Schutz – mal wieder – in die Schmutzwäsche. Leider hat der Becher meinen Wurf Richtung Waschmaschine nicht überlebt ;o( Beim letzten Mal warf ich eine Weinflasche durch die Küche, die Alfred auch in den Schmutzwäschebeutel gepackt hatte.)

Früh am nächsten Morgen mussten wir am Flughafen sein. Einerseits freute ich mich auf Kuantan, andererseits wusste ich, dass dies erst einmal der letzte Urlaub in Südostasien gewesen ist.

Japan ist immer wieder eine Reise wert und ich hoffe, dass wir weitere Gelegenheiten haben werden, uns auf den Weg zu machen!

 

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