Bhutan

Wir kommen zurück auf die Frage wie wir auf Bhutan als Urlaubsziel kamen.
In den letzten Monaten erzählten mir immer mal wieder chinesische Bekannte von ihrem Urlaub in diesem Land. Ich gestehe, dass ich auf der Weltkarte nachschauen musste wo Bhutan genau liegt. Falls ihr es auch nicht wisst, es liegt östlich von Nepal, zwischen Tibet und Indien, ist 38.000 km² groß und hat 700.000 Einwohner.
Tibet steht schon länger auf meiner Wunschliste und Bhutan erschien mir noch etwas exotischer.
Die Regierung von Bhutan verlangt von jedem Touristen eine Pauschale pro Tag. Diese beinhaltet das Visum, die gebuchte Tour inklusive Touristenführer und Fahrer, Hotels, Mahlzeiten und Eintrittsgebühren. Ursprünglich wollten wir eine Trekkingtour machen, doch die kürzeste Tour über fünf Tage kann während der Regenzeit von Juni bis August nicht durchgeführt werden. Also entschieden wir uns für eine ‚cultural tour and day hikes‘. Ich hatte online mehrere Anbieter verglichen und konnte weder beim Preis noch beim Inhalt der Tour Unterschiede feststellen. Vor Ort fiel uns dann auf, dass die Touristen, die wir am ersten Tag trafen, uns auch in den kommenden Tagen immer wieder begegneten.

Einige Wochen vor unserer Abreise informierte uns das Reisebüro, dass der Flug von Kathmandu nach Paro nicht schon um 8 Uhr, sondern erst um 13.25 Uhr startet. Im Nachhinein unser Glück, denn obwohl der Flughafen in Kathmandu mini ist, mussten wir drei Stunden vor Abflug dort sein. Warum? Das erschloss sich uns nicht.

Wir flogen mit Drukair, der Royal Bhutan airline:

Drukair

Der Flug dauerte nur 80 Minuten und trotzdem bekamen wir ein leckeres Sandwich, Erdnüsse und frischen Mangosaft. Witzigerweise beträgt die Zeitverschiebung zwischen Nepal und Bhutan + 15 Minuten. Ich hatte in Kathmandu komplett vergessen, um Plätze auf der linken Seite des Fliegers zu bitten, doch der nette Mann vom Bodenpersonal konnte wohl meine Gedanken lesen. Während des Fluges hat man von dort für einige Minuten Aussicht auf den Himalaya (Wohnung des Schnees) und den Mount Everest, die sogar vom Piloten angekündigt wurde. Ein atemberaubender Anblick!

Und Alfreds Pechsträhne rieß kurzzeitig ab. Sein Faible ist es, auf markante Punkte der Erde zu schauen und sie auf sich wirken zu lassen. In den letzten Monaten hatte er jedes Mal Pech mit dem Wetter, so beim Besuch des Fox Gletschers in Neuseeland (Regen) oder beim Fujiyama in Japan (Wolken).

Der Anflug auf Paro war spektaktulärer als der auf Kathmandu, denn Paro ist vermerkt auf der Liste der 15 gefährlichsten Flughäfen der Welt. Das wussten wir vorher nicht und es hätte auch auf unsere Entscheidung keinen Einfluss gehabt, denn wir hatten mit Kathmandu als eine der gefährlichsten Landebahnen gerechnet. Im Gegenteil, wir waren begeistert wie sanft der Pilot den Vogel landete, denn von Malaysian Airlines sind wir einiges gewohnt. KEINER deren Piloten schaffte bisher eine sanfte Landung, egal wohin wir geflogen sind. Und wir nutzen diese Airline oft, denn das ist die einzige, die von Kuantan nach Kuala Lumpur fliegt.
Einige Auszüge aus dem Netz:

Sie haben Flugangst? Dann sollten Sie „Paro Airport“ im Königreich Bhutan (Südasien) besser meiden. Wer hier landet, muss an schrägen Felswänden des Himalaja-Gebirges und Wohnhäusern vorbei! Sie befinden sich auf einer Höhe von 2,2 Kilometern über dem Meeresspiegel – mitten im „Land des Donnerdrachen”, zwischen Indien und Tibet. Um Sie herum ragen spektakuläre Berge des Himalaja-Gebirges in den Himmel. Weil Start und Landung auf dem 1.981 Meter langen Rollfeld als besonders schwierig gelten, dürfen auf Bhutans einzigem internationalen Flughafen nur zehn speziell ausgebildete Piloten landen. Ein Gutes hat der Flug allerdings: Bei gutem Wetter haben Sie einen atemberaubenden Blick über den Mount Everest, den höchsten Berg der Welt!

In Bhutan setzt man auf Bruttonationalglück statt auf Wirtschaftswachstum, möchte man hier sicher landen, spielt eine große Portion Glück eine nicht unwichtige Rolle. Der Flughafen Paro liegt auf einer Höhe von 2.236 Metern und ist der einzige internationale Flughafen Bhutans, man kann also nicht ausweichen! Die Winde, Bergspitzen und das anzufliegende Tal sind drei Komponenten, die Paro zu einem der gefährlichsten Flugplätze der Welt machen – achja, nur knapp 10 Piloten auf der ganzen Welt haben die Lizenz dort zu landen.

und unsere Fotos vom spektakulären Landeanflug

Alfreds Anmerkungen zum Anflug auf Paro:
Im Landeanflug kam ich mir plötzlich vor wie im ICE, der durch eine Berglandschaft fährt. Etwas seltsam, wenn man beim Blick aus den Fenstern feststellt, daß links und rechts steile, waldbewachsene Berghänge zum Greifen nahe sind, wobei das Niveau der Bäume größtenteils höher ist als die Tragflächen des Flugzeuges. Wollte ich den Himmel sehen, musste ich nach oben schauen. Damit nicht genug: in dem begrenzten Tal galt es noch einen 90 Grad Schwenk im Talverlauf zu machen, bevor die Ausrichtung auf die Landebahn stimmte. Bei diesem Schwenk kamen die Bäume auf der Innenseite der Kurve nochmals ein Stück näher. Beeindruckend! Gut vorstellbar wie kribbelig es wird, wenn die Landung in dieser Berglandschaft bei schlechtem Wetter, begleitet von starkem Wind mit Thermik und Fallwinden sicher und sanft gelingen soll.

Angekommen in Bhutan wunderte ich mich über einen Flughafenangestellten, der in einer Art Kleid auf dem Stuhl lümmelte. Ich konnte nicht erkennen was er darunter trug, war jedoch mehr als irritiert von seinem Aufzug. Später am Tag erfuhr ich, dass es sich um die offizielle Arbeitskleidung aller männlichen Bhutanesen handelte. Das kommt davon, wenn man vorher keine Reiseführer liest ;o) Auf diesen Urlaub hatte ich mich überhaupt nicht vorbereitet, da wir eine komplett durchgeplante Tour mit Touristenführer buchen mussten.
Der Flughafen steht im krassen Gegensatz zu dem in Kathmandu. Alles ist picobello sauber, glänzt und blitzt, wird gerade renoviert und erweitert.

Flughafen

Die Einreise verlief sehr entspannt. Auch hier begrüßten uns lächelnde Beamtinnen und Beamte und wir bekamen unser Visum in den Pass gestempelt.

Stempel im Pass.jpg

Wir waren die ersten Touristen, die das Flughafengebäude verließen und die draußen wartenden Touristenführer entfalteten gerade erst ihre Zettel mit den Namen ihrer Gäste. Den ersten, den ich anschaute, hatte auch schon den richtigen Namen notiert: Alfred und Marion ten Haaf ;o)

Phurba (links im Bild) brachte uns zu ‚unserem‘ Auto und stellte uns Tersin, dem Fahrer, vor:

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Beide tragen die traditionelle Kleidung der männlichen Bhutanesen, den Gho. Dieser muss während der Arbeitszeit getragen werden wie sie uns erklärten. Erst nach Feierabend sind Jeans und T-Shirt erlaubt, was wir jedoch sehr selten sahen. Den Gho gibt es in der Sommer- und Winterausführung, der Unterschied liegt in der Dicke des Stoffes. Phurba trägt nur die Winteredition, da bei dem dünneren Stoff der Sommerversion die Falten hinten nicht so gut fallen, sagte er. Das Kleidungsstück ist superpraktisch, denn es ersetzt den Rucksack. Es sieht aus wie eine Art Wickelkleid und die sich überlappenden Vorderteile eignen sich sogar zum Transportieren von Babys wie uns Tersin erklärte. In der so entstehenden Tasche verschwinden Papiere, Mobiltelefone, Schlüssel u. v. m. Tersin trug sein Oberteil meist um den Bauch geknotet während Phurba in den fünf Tagen immer adrett aussah. Er besitzt sechs Winter-Ghos und Tersin vier aus dem dickeren und zwei aus dem dünneren Stoff. Komplettiert wird das ganze durch meist schwarze Kniestrümpfe (manchmal sah ich Männer mit gemusterten) und Halbschuhe, im seltenen Fall auch Wanderstiefel. Zum Betreten eines öffentlichen Gebäudes muss noch eine sog. Krawatte umgehängt werden. Für uns sieht es nach einem beigen Tuch mit Fransen aus.

Tashichho Dzong2

 

Wir fuhren zuerst zu einem Restaurant in Paro, in dem uns das Mittagessen serviert wurde. Alles war schon vorbestellt und wir hatten nur bei den Getränken die Wahl. Ich entschied mich für meinen ersten ’salty butter tea‘, eine bhutanesische Spezialität, gebrüht mit Teeblättern, Yak Butter und Salz. Auf der Suche nach einer Erklärung für diesen Tee las ich in einem anderen blog eine witzige Erklärung: „Wenn man sich vorstellt, dass man Brühe trinkt anstatt Tee ist der Geschmack gar nicht so abwegig.“ Doch bei Tee denke ich an etwas Gesüßtes, auch wenn salzig davor steht. Den Tee probierte ich nur einmal ;o) ich hielt mich künftig dann doch lieber an ‚milk tea‘.

lunch in Paro.jpg

Serviert wurden gedünsteter Kohl mit Pilzen, Nudeln mit Gemüse, gemischtes Gemüse, Auberginen mit einer eher süßen Panade, Hühnchen, grüne Chilischoten in Käsesauce und roter Reis. Alles in allem lecker und leicht scharf. Besonders der rote Reis hatte einen ganz eigenen Geschmack.

Direkt im Anschluss fuhren wir zu unserem ersten Highlight, dem Rinpung Dzong aus dem 17. Jahrhundert. Ein Dzong ist eine Festung, in der heute oft die Verwaltung sowie Ministerien untergebracht sind. Leider sind Fotos im Inneren der Dzongs nicht erlaubt.
Alfred musste sich vorher noch eine lange Hose und geschlossene Schuhe anziehen. Es ist nicht erlaubt, einen Dzong mit Shorts und Sandalen zu betreten. Eine der vielen Vorschriften, die die Regierung in Bhutan erlassen hat.
Entlang der hölzernen Galerien gibt es sehr viele Wandgemälde, die die Entstehung und Bedeutung des Buddhismus erklären. Phurba musste sich in den fünf Tagen immer wiederholen, da wir uns die Namen nicht merken konnten. Ich weiß jetzt, dass der Buddhismus in Bhutan im 8. Jahrhundert aus Tibet kam, es für jede Windrichtung einen Wächterkönig gibt und noch einige Dinge mehr. Wir können nur jedem empfehlen, der eine Reise nach Bhutan plant, sich vorher mit dem Buddhismus vertraut zu machen. Einiges haben wir nicht verstanden, da uns weder die Religion noch das dazugehörige Vokabular vertraut war und auch noch ist.

 

Wir fuhren nach Thimphu und blickten staunend aus den Autofenstern bei unserer ersten Fahrt durch Bhutan. Immer wieder sagte einer von uns: „Wir sind in Bhutan.“, denn wir konnten es noch nicht so ganz glauben. In Thimphu angekommen besichtigten wir den Tashichho Dzong. Der ursprüngliche Dzong entstand 1216. Im Jahr 1712 wurde er fast komplett durch ein Feuer zerstört und danach wieder aufgebaut. Doch noch dreimal fiel er einer Feuersbrunst zum Opfer und wurde bei einem Erdbeben schwer beschädigt. Nachdem 1962 Thimphu Paro als Hauptstadt ablöste wurde der Dzong erweitert, da die neue Regierung einen anderen Plan verfolgte als ihre Vorgänger.

Vor dem Betreten mussten wir unsere Taschen durchleuchten lassen und wurden von den guards kritisch beäugt.

 

Auf dem Rückweg zum Auto zeigte Phurba uns den Königspalast. Verglichen mit anderen Palästen, die wir schon gesehen hatten, erschien dieser recht klein. Viel konnte man davon nicht sehen und das bisschen durfte auch nicht fotografiert werden. Die Königsfamilie wird sehr verehrt und gilt als bodenständig und bescheiden. Dieses oder ein ähnliches Porträt hängt in jedem Hotel, Restaurant, Geschäft – einfach überall. Auch auf den Straßen hängen überall Bilder vom König oder von der gesamten Familie.

Königsfamilie

 

Wir freuten uns auf einen gemütlichen Stadtbummel durch die vierthöchste Hauptstadt der Welt, doch das Hotel lag zu weit vom Stadtzentrum entfernt. Das Hotelzimmer unterschied sich in einem wichtigen Punkt von all den anderen Hotelzimmern in den letzten zwei Jahren: Es gab einen Heizkörper und keine Klimaanlage!

Das Abendessen im Hotel wurde in Büfettform serviert und beinhaltete vorwiegend indische Gerichte. Das Frühstücksbüfett am nächsten Morgen war offensichtlich nichts Besonderes, denn ich erinnere mich überhaupt nicht mehr und Alfred nur noch daran, dass der schwarze Kaffee stark und sehr aromatisch war.
Abgeholt wurden wir um 9 Uhr und fuhren zum Kings Memorial Chorten (rechts im Bild), das in Andenken an den dritten König gebaut wurde. Er hatte die Pläne dafür schon gemacht, verstarb jedoch im Jahr 1972. Seine Frau gab den Bau in Auftrag und das Memorial wurde 1974 fertiggestellt. Dieser König wird noch immer sehr verehrt, denn er hat Bhutan modernisiert und das Land für den Tourismus geöffnet. Vor 1970 konnte kein Fremder ohne behördliche Einladung Bhutan betreten. Er sorgte für Fortschritt in seinem Land: 1980 bekam Bhutan seine erste Airline und 1990 Fernsehen. Über die Reihenfolge waren wir sehr verwundert. Den Anschluss an das 21. Jahrhundert haben die Bhutanesen zumindest auf der technischen Ebene vollzogen: Wir erfuhren, dass Tersin mit Playstation, PC, X-Box usw. im Kontakt mit Menschen auf der ganzen Welt steht, die ihn auch immer wieder fragen, wo den Bhutan läge ;o)

In dem Gebäude mit den großen Gebetsrollen (im Bild links unten) hielten sich viele alte Menschen auf. Sie saßen auf Kartonagen oder Decken. Manche Plätze waren noch leer und wir erfuhren, dass hier jede(r) seinen Stammplatz hat und die- bzw. derjenige noch nicht da ist oder heute nicht kommt. Phurba erklärte uns, dass die Familienangehörigen ihre Alten dort morgens hinbringen und abends wieder abholen. Den Tag verbringen die Menschen in Gemeinschaft beim Beten. Eine etwas andere Art der Seniorenbetreuung. Mit vielen anderen Gläubigen umrundeten wir das Memorial dreimal im Uhrzeigersinn. Warum? Eine Erklärung aus dem Netz lautet: Wer den Stupa im Uhrzeigersinn umrundet und so die Lehre Buddhas verinnerlicht, soll gutes Karma ansammeln, heißt es. Damit erhöht man seine Chancen auf eine bessere Wiedergeburt. Na denn!
Auf dem Bild oben links ist die traditionelle Tracht der Frauen, der Kirra zu erkennen. Es handelt sich um einen bodenlangen Rock und einer Jacke in Kastenform. Auch hier sind die Ärmel sehr lang und weit und werden nach außen umgeschlagen. Ich habe allerdings auch ältere Frauen gesehen, die eine andere Form der Kirra trugen. Der Stoff wird um den Oberkörper gewickelt und die Jacke offen darüber getragen.

Von hier aus ging es weiter zu einem Nonnenkloster

 

danach zu einem Nationalpark in dem Takin leben, die Nationaltiere Bhutans. Leider waren alle viel zu weit weg, um ein Foto zu machen, daher mal wieder ein Foto aus anderer Quelle:

Bildergebnis für takin

 

Der nächste Halt war eine gigantisch große, vergoldete Buddha-Statue, die ich schon am Vortag oben auf dem Berg entdeckte als wir von Paro nach Thimphu fuhren.

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Zum 60. Geburtstag des vierten Königs wurde 2006 mit dem Bau dieser 50 m hohen Buddha-Statue begonnen. Im Inneren stehen 108 kleinere Statuen alle ebenfalls aus Bronze gegossen und vergoldet. Zur Zeit fährt man von der Seite an die Statue heran. Die vielen vielen Stufen hinauf zur Statue sind noch nicht freigegeben. Den Aufstieg stelle ich mir sehr spektakulär vor und den Abstieg ebenso, denn wenn man auf die Treppe zuläuft guckt man ins Leere, da sie so steil abfällt.

Während des Vormittags sprachen wir über vieles, unter anderem auch über Essen. Wir erklärten Phurba, dass wir immer die Gerichte der Einheimischen probieren und keine Anhänger von ‚western food‘ sind. Daraufhin reservierte er einen Tisch in einer Art Ausflugslokal, das sehr schön eingerichtet war (unten rechts). Zumindest hier entdekcten wir Einheimische am Nachbartisch, was bisher noch nicht der Fall war. Auch heute hatten wir keinen Einfluss auf die Auswahl der Speisen, doch sie unterschieden sich etwas von denen, die uns am Vortag serviert wurden. Es gab eine Art Puffreis als Vorspeise, scharfen Chilisalat mit Schafskäse, Tomaten und Zwiebeln, Kartoffeln in Käsesauce, grüne Chilies in Käsesauce, Bauchspeck, Blumenkohl, säuerliche Teigfladen, Hühnchen und wieder roten Reis.

 

Gestärkt ging es weiter. Auf dem Weg nach Punakha hielten wir auf dem Dochula Pass an. Dieser liegt auf 3.100 m. An klaren Tagen hat man von hier einen Ausblick auf den Himalaya. Tatsächliche und mögliche Aussicht ;o(

 

In dem nahegelegenen Teehaus wurden wir mit Tee und Salzgebäck versorgt bevor wir uns auf den Weg zu dem Dorf Lobesa machten. Die Attraktion des Dorfes sind die verschiedenen Phalli, die die Hauswände verzieren, denn die meisten Bhutanesen folgen dem tantrischen Buddhismus und haben zur Sexualität eine andere Einstellung als wir Wessis. Von dort aus wanderten wir durch Reisfelder zum Chimi Lakhsang Tempel, dem Tempel der Fruchtbarkeit.

 

Den Tempel selbst fotografierten wir nicht, die Landschaft mit den Reisterrassen fanden wir viel schöner. Phurba zeigte uns das Gästebuch des Tempels, in das Bilder von glücklichen Eltern geklebt waren, die nach dem Besuch des Tempels ein Baby bekamen.

Während der langen und kurvenreichen Fahrt nach Punakha passierten wir eine Distriktgrenze. Die beiden mussten wegen uns anhalten und unsere Visa vorzeigen, damit die Regierung jederzeit weiß, welche Touristen sich wo aufhalten. Hinterließ bei uns ein seltsames Gefühl.
Kurz dahinter gab es einen Obststand und wir kauften eine gemischte Obsttüte mit Orangen, Äpfeln und Birnen. Das Obst, das in Bhutan heimisch ist, unterscheidet sich nicht groß von dem, das auch in Deutschland wächst. An einem Balken hingen weiße getrocknete Rechtecke. Phurba organisierte uns ein Stück, damit wir probieren konnten. Es handelte sich um chugo, getrockneten Yak-Käse. Man muss ihn im Mund einspeicheln, damit er weich wird und Geschmack bekommt. Die Textur ist zu Beginn wie Stein. In meinem Mund wurde er nicht weich und ich ließ das Stück klammheimlich verschwinden, denn es schmeckte fürchterlich.
Wir unterhielten uns mit den beiden über viele verschiedene Themen. Unter anderem lernten wir, dass in den Schulen alle Fächer in englisch unterrichtet werden bis auf die Landessprache Dzongkha. Die beiden hatten uns einige Worte beigebracht, erinnern können wir uns noch an Kadenche La (danke) oder Kuzuzangpo La (hallo).
Weiterhin erfuhren wir, dass Häuser nicht mehr als sechs Etagen haben dürfen, es in Thimphu keine einzige Ampel gibt, dienstags kein Alkohol getrunken werden darf (sog. dry day) und es generell sehr viele Vorschriften und Regeln gibt. Auf den langen Autofahrten war uns aufgefallen, dass wir noch an keinem McD, Starbucks, KFC, Esprit-/H+M-Laden o. ä. vorbeigekommen waren. Die beiden erklärten uns, dass es in Bhutan keine Ketten gibt. Wow! Wie schafft es die Regierung, diese Läden aus Bhutan fernzuhalten? Auch fiel uns auf, dass die Bhutanesen sehr unterschiedlich aussehen. Es begegneten uns vermeintliche Chinesen, Mongolen, Süd- und Osteuropäer uvm. Obwohl das Land so lange mehr oder weniger abgeschottet war gibt es sehr helle und ganz dunkle Hauttypen. Ich sprach Phurba darauf an, doch er konnte mir das auch nicht erklären.

Unser Hotel in Punakha lag leider wieder außerhalb der Stadt auf einem Berg inmitten von Reisfeldern. Wir hatten einen kleinen Balkon und ich genoss die Aussicht und die Ruhe.

Nachdem auch dieses Abendessen in Büfettform serviert wurde, war uns klar, dass wir keine Chance bekommen werden, unser Essen selbst auszusuchen.

Am dritten Tag unserer Reise stand unsere erste Wanderung an. Wir fuhren zurück auf den Dochula Pass und spazierten zuerst zwischen den 108 Chorten hindurch. Diese wurden 2003 in Gedenken an die Soldaten errichtet, die im Krieg gegen die Aufständischen aus Assam/Indien gefallen waren.

Phurba sagte, dass wir ungefähr zwei Stunden für den Aufsteig zum Lungchuzekha Kloster brauchen würden. Zu Beginn schlichen wir mehr oder weniger durch den Rhododendron-Wald, denn die dünne Luft machte uns zu schaffen. Wir befanden uns immerhin auf 3.100 m und das Kloster liegt auf 3.600 m. Es ist ein seltsamer Zustand, ich hatte das Gefühl, mich hält von hinten jemand fest. Nach ungefähr 30 Minuten hatten wir uns etwas akklimatisiert, konnten leicht an Tempo zulegen und die Landschaft genießen. Überall in Bhutan flattern an Bergpässen, böigen Stellen im Wald Gebetsfahnen, denn durch den Wind sollen die Gebete dem Himmel zugetragen werden.

Der Wald war herrlich still, nur Phurba machte seltsame Geräusche. Wir dachten, dass er einen Frosch im Hals hätte, doch kurz darauf erklärte er uns, dass es in diesem Wald Schwarzbären gibt und dieses Geräusch die Bären auf Distanz hält, weil sie vorgewarnt werden. Zwar würden sie erst zur Apfelernte im Juli so weit den Berg herunterkommen, doch herausfordern wollten wir eine Begegnung nicht.
Er erzählte uns vom Bruttonationalglück wofür Bhutan bekannt ist. Eine Umfrage im letzten Jahr ergab, dass 94 % der Bhutanesen sich selbst als glücklich bezeichnen. Auszug aus wikipedia:

Das Bruttonationalglück (BNG), international bekannt als Gross National Happiness, ist der Versuch, den Lebensstandard in breit gestreuter, humanistischer und psychologischer Weise zu definieren und somit dem herkömmlichen Bruttonationaleinkommen, einem ausschließlich durch Geldflüsse bestimmten Maß, einen ganzheitlicheren Bezugsrahmen gegenüberzustellen. Anders als vergleichbare Indikatoren, wie der Happy Planet Index oder der World Happiness Report, bezieht sich das Bruttonationalglück nur auf das südasiatische Königreich Bhutan.

Im Vergleich dazu: im World Happiness Report steht Deutschland an 16. Stelle und Bhutan an 97. Stelle und im Happy Planet Index sind wir auf Platz 49 und Bhutan auf Platz 56. Um diese Umfragen vergleichen zu können, müssten wir jetzt die einzelnen Faktoren nennen, nach denen gefragt wurde. Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen so etwas nachzuschlagen, doch für Phurba war das ein wichtiges Thema.
Ebenso wichtig war, dass er mit seinen 30 Jahren noch nicht verheiratet ist. Auch dieses Thema kam während unserer gemeinsamen Reise immer wieder auf.

Oben angekommen schloss uns der dort lebende Mönch die Tür zum Kloster auf. Wir setzten uns eine Weile auf den Boden und genossen die Ruhe und den Frieden dieses Ortes. Wenn ich jemals zum Meditieren in ein Kloster gehe, komme ich an diesen Platz zurück.

Anstatt der veranschlagten vier bewältigten wir die Wanderung in drei Stunden. Offensichtlich sind wir durch die regelmäßigen ‚hill walks‘ doch ganz schön fit. Bei unserem Abstieg begegnete uns nur ein weiterer Tourist mit seinem Touristenführer. Ansonsten waren wir an diesem Tag alleine im Wald. Tersin wartete am Auto auf uns und erntete fleißig wilde Erdbeeren, die er mit uns teilte. Lecker!
Leider gab es für unser Mittagessen keine Alternative zum gestrigen Lokal. Auf unseren Fahrten durch die drei Städte Paro, Thimphu und Punakha sahen wir so viele verschiedene Lokale, doch es gab keine Möglichkeit für uns, dort einzukehren. Die Kellnerin in dem Lokal erkannte uns wieder und Alfred bekam anstatt des Bauchspecks (den er nicht mochte) Fisch, ansonsten waren es die gleichen Schalen wie am Vortag.

Schmutzig wie wir waren, hielten wir im Stadtzentrum an, um unsere Andenken zu besorgen. Ich wollte gerne Gebetsfahnen mitnehmen und Stoff für eine Tischdecke kaufen. Leider fanden wir in keinem Laden Stoff, sondern nur fertig genähte Tischläufer. Letztendlich erstand ich einen Kirra und stehe nun vor der schwierigen Entscheidung, ob ich ihn zerschneide oder anziehe. Natürlich kauften wir den obligatorischen fridge magnet und Alfred bhutanischen Whiskey für 3 Euro die Flasche.

In dem Hotel in Paro sollten wir zwei Nächte bleiben. Ihr könnt euch schon denken … es lag außerhalb der Stadt ;o( Die Anlage war größer als die beiden davor, es gab eine Bar und sogar einen Souvenirladen. Als wir dort ankamen erfuhren wir, dass die beiden sich noch um ihre Unterkunft für die Nacht kümmern mussten. Nur wenige Hotels stellen den Touristenführern und Fahrern Zimmer zur Verfügung. Meine Frage, warum sich nicht der Reiseveranstalter kümmert, überhörte Phurba und erwähnte noch, dass sie das Zimmer selbst zahlen müssen. Ich war darüber sehr verwundert, weiß allerdings nicht, wie das in anderen Ländern gehandhabt wird.

Das Highlight dieses Urlaubs wartete am nächsten Tag auf uns. Die Wanderung zum Taktsang Kloster, besser bekannt als Tigernest, einem Tempel auf 3.180 m. Gebaut 1692, zweimal durch Feuer zerstört und wiederaufgebaut, schmiegt er sich 900 m über dem Paro-Tal an eine steile Felswand. Für die Wanderung waren sechs bis sieben Stunden angesetzt und wir starteten gemeinsam mit vielen Touristen, die zum Teil auf Pferden bis zur ersten Station, der Cafeteria ritten. Von dort musste jedoch jede(r) laufen.
Die Pferde liefen am Hang und wir am Berg, so kamen wir uns nicht ins Gehege. Zum Glück war Sophie nicht dabei, denn selbst mir fiel auf, dass die Pferde nicht im besten Zustand waren. Ich bin keine Fachfrau, doch die sahen alle ganz schön abgemagert aus. Für den Ritt musste man 800 Ngultrum zahlen, das sind umgerechnet 10 €. Die Pferde machen den Ritt zweimal am Tag und wenn ich mir manche Reiter ansah, taten mir die Tiere leid. Der Weg war steil, zum Teil steinig und zum Teil matschig. Bis zur Cafeteria brauchten wir 50 Minuten und wir fühlten uns erstaunlicherweise um einiges fitter als am Tag zuvor.

Unterwegs wurde uns bhutanische Kunst geboten: Gebetsrollen, die aus Plastikflaschen gefertigt und bunt angemalt waren.

Tigernest3

In der Cafeteria angekommen gab es, ihr vermutet es schon … Tee/Kaffee und salzige Kekse. Ich entschied mich für Tee mit Milch und Zucker. Diesen Energieschub brauchte ich als ich den Weg sah, den wir jetzt gehen mussten, denn es waren fast nur Treppen ;o( Seit unserer Wanderung in Nepal hege ich eine Abneigung gegen Treppen! Während dem Aufstieg schwitzten wir ganz ordentlich, was man sehr gut an Alfreds Shirt erkennen kann. Meines war auch komplett nass, doch man sieht es nicht ;o)

Nach der Stärkung ging es mit neuer Energie weiter. Wir hielten zwischendurch immer wieder an und bestaunten das Kloster und die Landschaft

und nach weiteren 45 Minuten hatten wir es geschafft. Wir waren im Tigernest angekommen. Ein unbeschreibliches Gefühl! Am Eingang war ein Wachhäuschen und wir mussten unsere Rucksäcke, Mobiltelefone und Kameras abgeben, bevor wir die letzten Stufen erklimmen durften, um dort unsere Schuhe auszuziehen. Denn Tempel dürfen nur ohne Schuhe betreten werden.

Tigernest5

In diesem Tempel leben dauerhaft fünf Mönche. Ein Stück den Weg zurück und dann wieder den Berg hinauf gibt es ein Kloster mit ca. 100 Mönchen. An diesem Tag wurde im Tigernest ein Ritual abgehalten, so dass sehr viele dieser Mönche sich in der Anlage befanden. Leider ließ uns Phurba nicht so viel Zeit wie ich gerne gehabt hätte, um den Mönchen zuzusehen. Wir stiegen in unseren Socken treppauf und treppab, um die, der Öffentlichkeit zugänglichen, Räume zu besichtigen. Nur in einem Raum ergab sich kurz die Möglichkeit, sich auf den Boden zu setzen und die Augen zu schließen. Das Gedränge durch die Touristen war um ein vielfaches größer als am Tag zuvor, an dem wir das Kloster ganz für uns alleine hatten. In einem Raum saß ein Mönch in einer Fensternische und rezitierte seine Mantras während der Strom der Touristen nicht abriss, eine Meisterleistung der Konzentration.

Der Abstieg begann mit einem Aufstieg, denn wir mussten die Treppen wieder hinauf. Hatte ich schon erwähnt, dass ich Treppensteigen nicht mehr mag?
Insgesamt brauchten wir vier Stunden für die komplette Wanderung was uns ein Lob von Phurba einbrachte. Wir waren seine bisher zweitschnellste Truppe. Nach meiner Rückkehr nach Kuantan erfuhr ich von meiner Aerobic-Freundin, dass sie mit ihrer Gruppe sieben Stunden brauchte.
Auf dem Weg zurück ins Hotel bot uns Phurba ein ‚hot stone bath‘ an, das wir am Nachmittag dazu buchen könnten, um unsere Muskeln nach der Wanderung zu entspannen. Es gab die Möglichkeit 30 oder 60 Minuten zu reservieren. Ich hörte hot stone bath, verstand jedoch hot stone massage und wir entschieden uns für 60 Minuten.
Während wir ein Mittagsschläfchen hielten, überbrückten die beiden die Zeit im Auto, um uns um 16.15 Uhr zu der ‚Eco Farm‘ fahren zu können. Diese besteht aus einem Restaurant, dem Gebäude für die hot stone-Anwendung und einem großen Platz mit Zielscheiben zum Bogen schießen. Das ist der bhutanische Nationalsport und wir sollten im Anschluss Gelegenheit zum Ausprobieren bekommen.
Zuerst jedoch das Bad. In dem großen Raum stehen fünf hölzerne Badewannen. Ein Teil des Holzzubers ragt durch die Wand nach draußen. Dorthinein kommen die heißen Steinen, die draußen im offenen Feuer erhitzt werden. Durch Löcher in der Abtrennung findet der Wasseraustausch statt.  Die einzelnen Holzwannen werden durch Duschvorhänge abgetrennt. Zwei davon waren mit heißem Wasser gefüllt und auf der Wasseroberfläche schwammen irgendwelche Kräuter.

Hot stone bath

Ich hatte Holzzuber Nummer 4 und Alfred Nummer 5. Die Dame erklärte uns, dass wir, falls es uns nicht heiß genug sei, einfach ‚more hot number …“ rufen sollten. Draußen wäre jemand, der dann einen oder mehrere heiße Steine nachlegen würde. Ich fasste ganz vorsichtig in ‚meine‘ Badewanner, das Wasser war kochend heiß. Alfred stieg in seine Wanne und verlangte direkt mehrere heiße Steine nachzulegen. Es zischte draußen, doch ihm war es noch immer nicht heiß genug und er verlangte weiteren Nachschub. Nach einigen Minuten fasste ich in seine Wanne und stellte fast, dass er nur lauwarmes Wasser hatte, während mir der Schweiß auf der Stirn stand. Da ich kein Saunafan bin und den Vormittag über schon genug geschwitzt hatte, tauschten wir die Wannen. Der Mensch draußen war etwas verwirrt als die Männerstimme drinnen nun „more hot number 4“ anstatt „number 5“ rief. Für mich war die Temperatur in Nummer 5 genau richtig und selbst in dem lauwarmen Wasser hatte ich nach 15 Minuten genug. Alfred hielt es noch einmal so lange aus, dann verließ auch er die Wanne. Zum Abduschen gab es hinter einem weiteren Vorhang einen Zuber mit sehr kaltem Wasser und einem großen Messbecher. Gar nicht so einfach sich damit abzuduschen, wenn man fließendes Wasser von oben gewohnt ist.
Draußen trafen wir auf einen Jungen und einen älteren Mann, die für das Aufheizen und Nachfüllen der Steine verantwortlich waren. Die Steine lagen in einem Holzfeuer und wurden mittels einer riesigen Eisenzange in die Zuber gelegt.
Weiter ging es zum Bogen schießen. Das machte großen Spaß wobei Tersin mehrmals eingriff, damit ich auf die Scheibe schoss anstatt auf die dahinter stehenden Leute.

Zurück im Hotel packten wir nach dem Abendessen unsere Koffer. Vom Reiseveranstalter hatten wir eine Flasche Rotwein aus Bhutan bekommen und Alfred hatte zwei Flaschen Whiskey gekauft, die alle sicher verpackt werden mussten. Also kamen die Wanderschuhe wieder aus dem Koffer heraus, die mussten wir anziehen, damit die Koffer nicht zu schwer wurden.
Die letzte Nacht war sehr kurz, denn wir mussten schon um 5 Uhr am Flughafen sein. Wir waren die ersten Fluggäste des Tages, der Flughafen war noch nicht betriebsbereit. Das ist uns auch noch nicht passiert ;o) Nach und nach trafen die Angestellten der Airline ein. Wir standen noch 15 Minuten vor dem ersten Sicherheitscheck bevor der Angestellte die elektronische Personen- und Gepäckkontrolle anstellte und uns in den Flughafen hineinließ.
Letztendlich hatte unser Flieger 30 Minuten Verspätung und wir verbrachten insgesamt fast drei Stunden in dem Miniflughafen Paro. Da wir in Kathmandu fünf Stunden Aufenthalt hatten, war uns das nur recht. Denn der Flughafen in Paro ist um einiges netter als der in Kathmandu. Wir flogen mit einer Propellermaschine und nur 20 weiteren Passagieren.
Auch der Flug von Kathmandu hatte Verspätung und wir landeten in KL erst um 21.30 Uhr. Nun stand noch die vierstündige Heimfahrt an und vorher mussten wir Sophie und Sebastian in ihrem Hotel im Stadtzentrum von KL abholen. Fast pünktlich zum Anstoß des ersten Spiels der deutschen Fußballmannschaft bei der WM in Russland waren wir zu Hause.

Wie fanden wir Bhutan und wie war unser Urlaub?
Die letzte organisierte Reise, die wir gemacht hatten, war der dreitägige Besuch im Kakadu Nationalpark in Darwin. Danach entschieden wir, keine Gruppenreisen mehr zu buchen. In Bhutan hatten wir keine Wahl und doch lassen sich diese beiden Touren nicht vergleichen.
Die Landschaft in Bhutan erinnert ein bisschen an die Alpen, wenn die Häuser nicht wären. Alle Häuser haben wunderschöne geschnitzte Holzfenster, die spitz nach oben zulaufen und ein Dach, das Alfred und ich Häubchendach nennen.

Gerüstbau

Die Menschen sind superfreundlich, hilfsbereit und lächeln immer (zumindest die, denen wir begegneten). Manche kauen ein Kraut, das wärmt und wach hält, doch leider die Zähne und Lippen verfärbt. Ist etwas gewöhnungsbedürftig, wenn das Gegenüber rötlich-braun verfärbte Zähne hat.
Mich hat eindeutig gestört, dass ich keine Mitsprache bei der Wahl des Essens hatte. Jedes Land hat seine eigene Küche und es macht Freude, diese zu entdecken und dabei auch Dinge zu probieren, bei denen ich mich schütteln muss und beim nächsten Mal dankend ablehne. Am Flughafen in Paro trafen wir auf einen jungen Chinesen, der ähnliche Schwierigkeiten hatte. Seine Vermutung war, dass Bhutan nicht mehr zu bieten hat als das, was man uns vorsetzte. Das kann ich irgendwie nicht glauben.
Ob es Absicht war, dass die Hotels so weit außerhalb der Städte lagen oder nur ein blöder Zufall versuche ich noch herauszufinden, in dem ich die Reiseagentur direkt danach frage. Beim nächsten Mal würde ich im voraus explizit nach der Lage der Hotels fragen und auf der im Programm genannten Stadtspaziergänge am Abend bestehen.
Wir wollten von Phurba wissen, warum man Touristen Bhutan nicht alleine entdecken lässt. Seine Erklärung war, dass wir als Ausländer nicht ausreichend über die Sehenswürdigkeiten informiert wären und somit nicht alle Informationen bekämen. Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet und sie erscheint mir noch immer seltsam.
Der Urlaub war ein einmaliges Erlebnis mit Einschränkungen. Würde ich es noch einmal tun? Ja, denn das Land unterscheidet sich in so vielen Dingen von meinem Leben in Deutschland und dem, das ich in Malaysia kennengelernt habe und ist auf jeden Fall eine Reise wert.

 

 

 

Nepal bzw. Kathmandu

Auf dem Flug nach Kathmandu fragte Alfred: „Wie kamen wir auf die Idee, in Nepal Urlaub zu machen?“ Die Antwort darauf war einfach, denn Kathmandu ist einer der wenigen Flughäfen von denen aus man nach Paro in Bhutan fliegen kann. Wie wir allerdings auf Bhutan kamen war nicht mehr so ganz nachzuvollziehen. Dazu jedoch mehr in unserem Beitrag über Bhutan.

Am 15. und 16. Juni wurde in Malaysia „Hari Raya“ (wörtlich übersetzt bedeutet es großer Tag oder auch das Ende des Fastenmonats Ramadan) gefeiert. Das bedeutet zwei Feiertage und für uns ein Grund, das Land zu verlassen. Hari Raya ist ein Familienfest und das ganze Land ist in Bewegung. Alle fahren nach Hause zu ihren Familien, das wiederum bedeutet kilometerlange Staus auf allen Autobahnen. Wir machten uns schon Donnerstag abends auf den Weg nach Kuala Lumpur. Die eine Hälfte unserer Bekannten sagte, dass es kein Problem sei nach Kuala Lumpur hineinzufahren, da alle die Stadt verlassen würden, die andere Hälfte sagte, dass die Autobahn nach KL total verstopft sei. Unser Flieger startete Freitag morgens um 9.50 Uhr und wir hatten mehr als 12 Stunden Puffer. Zum Glück hatte die erste Hälfte der Personen recht und wir erreichten KL gegen 23.30 Uhr, so dass wir noch ein paar Stunden schlafen konnten. Das Besondere an diesem Urlaub war, dass wir in Nepal auf Sophie und Sebastian trafen. Sophies vorgeschriebener Urlaub passte mit Alfreds Terminen zusammen und die beiden ließen sich auf das Abenteuer ein.

Der Anflug auf Kathmandu war nicht so spektakulär wie wir das erwartet hatten. Unsere Nachbarin meinte, dass Kathmandu einer der gefährlichsten Flughäfen der Welt sei. Das können wir nicht bestätigen und die Internetrecherche nannte auch den Lakla airport als gefährlichsten Flughafen in Nepal.
Dem Flughafen sieht man sein Alter an. Wir waren mehr als überrascht als wir die Ankunftshalle betraten. Er ist sehr traditionell gebaut mit viel Holz und schönen Schnitzereien, jedoch schon lange nicht mehr renoviert worden. Laut wikipedia wurde der Tribhuvan International Airport in Kathmandu 1955 eingeweiht, mehrmals erweitert und seit 1972 starten und landen internationale Fluglinien, mittlerweile sind es mehr als 30.

Es gibt keine einheitliche Kleidung der Flughafenangestellten, so dass man nicht erkennen kann, von wem man eine Auskunft bekommt. Nur ein umgehängter Ausweis gibt einen Hinweis darauf, dass diese Person evtl. Ahnung haben könnte. Es schien als ob die Angestellten unkontrolliert die Ankunftshalle betreten und verlassen, ohne durch die Schleuse zu gehen.
Die Einreise ging problemlos. Wir hatten uns vorher schon online um Visa gekümmert. Mit diesem Ausdruck konnten wir direkt zum Schalter gehen, um die Visagebühr zu bezahlen und reihten uns mit der Quittung in die Schlange für „foreign visa“ ein. Die Beamten waren sehr freundlich und lächelten, was wir bisher noch bei keiner ‚immigration‘ erlebt hatten. Meist gucken diese Menschen eher grimmig. Hier war es ganz anders und stimmte uns direkt positiv. Wir bekamen also unseren Stempel

Stempel Pass.JPG

und machten uns auf die Suche nach unseren Koffern. Die standen schon ganz verloren neben einem der sieben Gepäckbänder in der Ankunftshalle. Die nächste Herausfordung war, den Fahrer, den das Hotel schicken wollte, in dem Gewühl zu finden. Weder drinnen noch draußen konnten wir jemanden mit unserem Namen entdecken. Einer der wartenden Nepalesen bot uns eine Hilfe an und telefonierte mit einem Hotelangestellten, der uns mitteilte, dass der Fahrer unterwegs sei. Sehr hilfsbereit!
Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel war unbeschreiblich. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. In den letzten Monaten waren wir schon in einigen asiatischen Städten gewesen, doch was uns hier erwartete, stellte alles bisher Erlebte in den Schatten.
Wir bewegten uns fast nur im Schritttempo voran, jedes Auto und jedes Moped hupte unablässig. Wir meinten zu erkennen, dass jeder Überholvorgang mit Hupen angezeigt wird. Das hat zum Ergebnis, dass alle hupen, denn auch in Kathmandu gibt es anstelle von Verkehrsregeln nur Empfehlungen. Dieses Chaos auf den Straßen ist unbeschreiblich. Wir sahen weder in Kathmandu noch in Bhaktapur Ampeln. Stattdessen gibt es unzählige Kreisverkehre in deren Mitte Polizisten stehen und den Verkehr regeln. Das ist für mich die Horrorvorstellung eines Jobs. Unsere indischen Freunde hatten uns kurz zuvor vom Straßenverkehr in Indien berichtet und was wir hier sahen, glich den Erzählungen.
Das am meisten Schockierende war jedoch die Luftverschmutzung. Der Himmel war sandfarben und von Weitsicht konnte keine Rede sein. Auch das Wasser, das aus den Wasserleitungen kam, war weit entfernt von einer klaren Flüssigkeit. Es war manchmal mehr rot, manchmal mehr braun und roch durchgängig nach Chlor. Die Handtücher in allen Hotels hatten eher einen Rotstich anstatt wie bei uns einen Grauschleier.

Wir checkten im Hotel ein und machten uns direkt auf den Weg, um die Stadt zu erkunden. Wie immer hatten wir nur einen groben Plan und ließen uns mehr oder weniger treiben. Unser Nachbar Ben bat uns, ihm ein Buch über die legendären Gurkha-Soldaten mitzubringen also gingen wir als erstes in einen Buchladen. Ben ist in Geschichte sehr versiert und erzählte uns, dass Gurkhas Elite-Soldaten sind, die seit 1816 in der britischen Armee dienen. Ihre Waffe ist der Kukris, ein Krummdolch. Die Kämpfer gelten als hartgesotten, furchtlos und geschickt. Sie werden als die härtesten Soldaten der Welt bezeichnet.

Danach streiften wir mehr oder weniger ziellos durch das Viertel auf der Suche nach einem Restaurant. Ein paar Eindrücke unseres Spazierganges:

2015 wurde Nepal von einem Erdbeben heimgesucht. Am schlimmsten betroffen war das Kathmandu-Tal, in dem ganze Dörfer zerstört wurden. In Kathmandu selbst starben 11.000 Menschen. Wir waren schockiert über die vielen zerstörten Häuser. Alle paar Meter lag ein Berg Backsteine und/oder Sand auf den Straßen, der durch Fußgänger, Mopeds und auch Autos platt gefahren worden war. Es sah so aus als ob man schon vor einiger Zeit mit dem Wiederaufbau der zerstörten Häuser begonnen und zum Teil auch wieder aufgehört hat. An vielen Stellen in der Stadt waren Frauen und Männer mit der Wiederinstandsetzung von Gebäuden beschäftigt.

Deutschunterricht in Kathmandu? Das fanden wir doch sehr spannend. Und Fußball verbindet die Welt … wir haben hier mehr Deutschlandfahnen gesehen als in Deutschland selbst.

Unser erstes Dhal Bhat hatten wir nachmittags in einem Innenhof geschützt vor dem Straßenlärm und dem Gehupe. Alfred probierte sein erstes nepalisisches Bier und wir waren von allem begeistert. In fast jedem Restaurant war die erste Frage der Kellner, ob wir Veggie or Non-Veggie bestellen wollten. Vegetarische Küche ist in Nepal sehr einfach zu bekommen – eine richtige Erholung für mich.

 

Den Nachtisch in Form eines Lassi gönnten wir uns in einer rooftop bar. Der Genuss war jedoch nur von kurzer Dauer, denn die Terrasse befand sich direkt neben einem Entlüftungsrohr eines Toilettenabflusses. Alfred hielt es nicht lange aus. Weiter ging es zum Durbar Square (zu deutsch Königshof), den es in fast jeder nepalesischen Stadt gibt und bei dem jeder Tourist zwischen 10 und 15 Euro Eintritt zahlen muss.

Wir schlenderten durch Khel Tol, das Stoffviertel von Kathmandu, weil ich mir unbedingt einen Kurti kaufen wollte. Leider fanden wir keine fertig genähten, sondern nur Stoffgeschäfte. Schade!

Im Reiseführer stand, dass der Garden of Dreams bei einsetzender Dämmerung am schönsten sei. Also machten wir uns zu Fuß auf den Weg durch die halbe Stadt. Wie sehr habe ich mir einen Mundschutz herbeigesehnt. Man kann tatsächlich den Staub aus der Luft auf der Zunge schmecken. Der Besuch lohnte sich auf jeden Fall und wir blieben eine ganze Weile vom Straßenlärm abgeschirmt, in dieser wunderschönen Gartenanlage sitzen.

Garden of dreams2

Den Abschluss des Tages bildete ein Cappuccino im ‚Starbucks Nepals‘, so nennt sich die Kette ‚Himalayan Java Coffee‘. Hier lief auch das Fußballspiel, so dass wir eine Weile verweilten, bis wir todmüde in unsere Betten fielen.

Am nächsten Morgen fuhren wir mit dem Taxi nach Bhaktapur. Die Hotelangestellte bestellte das Taxi und diskutierte minutenlang mit dem Fahrer. Wir befürchteten, dass der Fahrer nicht verstand, wo er uns hinbringen sollte. Doch weitgefehlt. Sie verhandelte mit ihm den Fahrpreis wie sie uns mitteilte. Dieses Taxi hatte die Größe eines Fiat Panda und keine Gurte. Das machte uns Sorgen aufgrund der riskanten Fahrweise der Nepalesen. Wir kamen heil in Bhaktapur an und mussten leider eine unerfreuliche Erfahrung mit den nepalesischen Beamten machen. Auch in Bhaktapur gibt es einen Durbar Square, für den ausländische Touristen 12 € Eintritt zahlen müssen. Unser Hotel lag außerhalb der Stadtmauer, doch der Beamte ließ uns nicht vorbei und zwang uns, diese Tickets sofort zu kaufen. Wir wussten aus unserem Reiseführer, dass die Instandhaltung und der Wiederaufbau maßgeblich durch die Deutsche Entwicklungshilfe, also durch deutsche Steuergelder gefördert wurde. Das hat auch schon der Autor des Reiseführers angemerkt. Wir bekamen keinen Stempel auf die Rückseite, was uns nicht auffiel. Das wiederum brachte uns am nächsten Tag in Schwierigkeiten. Dazu später mehr.
Wir hatten ein Hotel ausgesucht, das in einem alten Newar-Haus untergebracht war. Diese Bevölkerungsgruppe überwiegt in Bhaktapur und es wird auch eher Newari als Nepali gesprochen. (Das habe ich dem Reiseführer entnommen, gehört haben wir die Unterschiede natürlich nicht ;o) Die Architektur unseres Khwapa (Bhaktapur in Newari) Chhen Guest Houses ist sehr beeindruckend. Wir fühlten uns sehr wohl und wurden von den Angestellten herzlich willkommen geheißen. Hier seht ihr das hoteleigene Restaurant, von dem wir einen Blick auf den Durbar Square hatten. Achtet auf die soliden Fensterläden, die in Richtung Decke an Ketten hochgezogen waren.

Hotel Bhaktapur2

 

Der Reiseführer beschrieb den 15 km entfernt gelegenen Bergort Nagarkot auf 2.168 m als Erholungsort mit atemberaubenden Blick auf den Himalaya. Da wir uns jedoch in der Regenzeit befanden war klar, dass wir keine Aussicht haben würden – sehr zu Alfreds Leidwesen. Der Hotelangestellte empfahl uns mit dem Bus hinzufahren und zurückzuwandern. Das sollte 2,5 Stunden dauern und stand so auch im Reiseführer. Bevor er uns den Weg zum Busbahnhof erklärte, verabredeten wir uns mit ihm noch für den Abend zum gemeinsam Anschauen des WM-Fußballspiels, Wir machten uns auf den Weg quer durch Bhaktapur. Die Luft war hier erfreulicherweise weniger staubig. Unterwegs sahen wir viele Menschen, die Wasser mit Eimern aus öffentlichen Brunnen hochholten. Manchmal gab es oben auch einen Wasserhahn. Menschen wuschen sich in Becken, die wie Swimming pools aussahen. Wir sahen mehrmals hin, denn das Wasser war grün und sah nicht sehr einladend aus.

 

Wir fanden den Bus nach Nagarkot und unter den skeptischen Blicken der Einheimischen stiegen wir ein. Busse fahren erst los, wenn sie komplett voll sind. Das wiederum bedeutet:  wenn sie überfüllt sind und draußen noch jemand dran hängt. Zum Glück waren wir so früh, dass wir einen Sitzplatz bekamen. Nachdem wir 30 Minuten in dem Bus warteten, war es dann endlich so weit. Wir wunderten uns, warum die Fahrt 1,5 Stunden dauern sollte, denn es waren nur 12 km bis Nagarkot. Wie in vielen asiatischen Ländern gibt es auch in Nepal keine Bushaltestellen und die Fahrgäste steigen ein und aus wo sie möchten. Das ist ein Grund für die lange Fahrtdauer. Der wesentlich wichtigere Grund sind allerdings die Straßenverhältnisse. Man kann hier nicht von Straßen sprechen. In einem Reiseführer wird das Wort ‚Trampelpfad‘ benutzt, was es eher trifft. Im Flieger unterhielt ich mich mit einer Australierin, die für sechs Wochen in Kathmandu an der Uni arbeitet. Sie trug Wanderschuhe und ich sagte ihr, dass für die Regenzeit, meiner Erfahrung nach,Flipflops viel besser geeignet seien, da sie schneller trocknen als nasse Schuhe. Daraufhin fragte sie, wie das denn mit dem Matsch sei und ich verstand diese Frage nicht. Offensichtlich hatte sie den Reiseführer gelesen ;o) Zurück zu unserer Busfahrt. Wir fuhren mit einem altersschwachen Bus durch tiefe Rillen und Schlaglöcher, auf teilweise sehr schmalen ‚Trampelpfaden mit ungesicherter Böschung, entgegenkommenden Bussen ohne Ausweichbuchten, wurden kräftig durchgerüttelt und hatten Spaß. Immer wieder stiegen Leute aus und wieder ein und nur wenige blieben bis Nagarkot mit uns im Bus. Diese Fahrt wird uns noch eine ganze Weile in Erinnerung bleiben.

Angekommen in Nagarkot bestätigte sich unsere Befürchtung, dass es keine Aussicht auf die Berge gab. Wir wanderten die Straße entlang zum eigentlichen Zentrum und wurden an einer Kontrollstelle angehalten. Auch hier mussten wir Eintritt zahlen, um das Dorf betreten zu dürfen. Wir fragten uns des öfteren während unseres Aufenthaltes wie andere Touristen damit umgehen. Für uns fühlt sich das ständige zur Kasse gebeten werden nicht gut an.

WM2018_2

Selbst in diesem kleinen Ort ist die Fußball-WM angekommen ;o)

Es gab nicht viel zu sehen in dem Ort und wir machten uns recht schnell wieder auf den Rückweg. Da wir uns nicht auskannten und keine Karte hatten, mussten wir an der Straße entlang zurückgehen. Ihr wollt nicht wissen wie unsere Schuhe nach dieser Wanderung auf den matschigen Pfaden aussahen …

Für uns war die Situation auf dem Bild unten rechts verkehrte Welt. Zwei Männer schaufelten Sand in die Körbe, die die Frauen mit einem Tuch um die Stirn trugen und einige hundert Meter weiter den Berg hinaufschleppten. Wir beobachteten solche Sitautionen des öfteren. Frauen übernahmen Arbeiten, die nach unserem Verständnis  körperlich viel zu anstrengend sind, während die Männer zuschauten.

Wie schon so oft wird uns auch in Nepal wieder klar wie wenig Besitz man im Leben braucht (Bild unten links). Immerhin gibt es Warsteiner Pilsener (siehe oben links)

Während wir durch ein Dorf schlenderten, liefen uns Kinder hinterher und riefen: ‚give me chocolate!‘ Als ich verneinte, kam als nächstes: ‚give me money!‘ Wer bringt ihnen das bei?
Kurz darauf sprach uns ein Mann an, der uns eine Abkürzung durch den Wald zurück nach Bhaktapur zeigen wollte. Alfred machte ihm klar, dass, wenn er mitkommt, das freiwillig tut und kein Geld verlangen kann. Er antwortete darauf nicht, erzählte uns, dass er guide sei und sich hier blendend auskenne. Den Weg, den er uns zeigte, war um einiges spannender als weiter der Straße zu folgen. Wir liefen durch Reisfelder, folgten schlammigen Pfaden und es kam wie es kommen musste. Nachdem wir ca. 45 Minuten gemeinsam gewandert waren, wollte der Mann von uns 20 USD. Alfred sagte ihm, dass wir alleine weitergehen würden, gab ihm jedoch etwas Geld.
Danach mussten wir noch mehrmals nach dem Weg fragen, da wir mitten in den Reisfeldern waren und es keine Wegweiser gab. Obwohl wir auch mit Wegweisern verloren gewesen wären, denn die nepalesische Schrift hat keine lateinischen Buchstaben (भक्तपुर = Bhaktapur in Nepali). Einige der Menschen, die dort arbeiteten, wollten wissen woher wir kommen und hatten offensichtlich Freude daran, sich mit uns zu unterhalten. Nach 3,5 Stunden kamen wir wieder im Hotel an. Keine Ahnung wieso es so viel länger dauerte als im Reiseführer angegeben.
Die Überraschung war groß als wir direkt vor dem Hotel Sophie und Sebastian in die Arme liefen. Die beiden waren direkt vom Flughafen in Kathmandu mit dem Taxi nach Bhaktapur gekommen. Wir waren alle vier ziemlich platt (wir beide vom Wandern, die beiden von ihrem langen Flug), so dass wir nur noch zum Abendessen in ein Restaurant gingen und uns auf einer riesigen Leinwand die erste Halbzeit anschauten. Es gab wieder Dhal Bhat in einer vegetarischen und nicht vegetarischen Variante sowie Momos (gefüllte Teigtaschen) ebenfalls mit und ohne Fleisch. Wir vergaßen davon ein Foto zu machen und dieses habe ich aus dem Netz geklaut ;o)

Bildergebnis für momos nepal

Zurück im Hotel trafen wir im Hotelrestaurant auf den Angestellten mit dem wir zum Fußballspiel gucken verabredet waren. Er hatte seine Freunde mitgebracht und später kam auch der Hotelbesitzer dazu. Es war eine sehr nette Runde.

Bhaktapur liegt 15 km östlich von Kathmandu und ist die drittgrößte Stadt des Kathmandu-Valley. Im Reiseführer wird sie als eine faszinierende, altertümliche Stadt beschrieben, um einiges ursprünglicher als Kathmandu. Uns gefiel es hier besser, denn das Leben ist weniger hektisch, es ist sauberer und aufgeräumter als in der Hauptstadt. Unser Frühstück wurde extra für uns zubereitet. Wir bekamen Eier nach Wunsch, Croissants, Toastbrot, Marmelade, Würstchen und Müsli mit Joghurt. Das letzte dauerte relativ lange und Alfred fragte nach, ob sie es vergessen hätten. Er kam mit einem beiten Grinsen zurück und teilte uns mit, dass das Joghurt ausgegangen sei und erst Nachschub gekauft werden müsste. Das Warten lohnte sich, denn uns wurde Juju Dhau, eine Spezialität aus Bhaktapur serviert. Das Joghurt wird aus Büffelmilch hergestellt, mit Honig gesüßt und manchmal mit Kardamom und Nelke abgeschmeckt. SUUUUUUUUPER LECKER!
Nach dem Frühstück machten wir uns auf zu unserem Stadtrundgang. Am Eingang zum Durbar Square stand der gleiche Beamte wie am Vortag und er ließ uns ohne Ticketkontrolle weitergehen. Diese Aktion wird uns am Nachmittag viel Ärger bereiten. Egal in welche Richtung wir auf dem zum UNESCO Weltkulturerbe gehörenden Platz blickten, wir schauten auf eine Sehenswürdigkeit. Alfred und ich stellten schon in Bangkok fest, dass unser Bedarf an Tempeln jeglicher Religion (zumindest für dieses Jahr) gedeckt ist und wir nur noch eine begrenzte Menge an Kultur aufnehmen können. Wir waren in diesem Jahr in Darwin, Japan, Bangkok und ich noch in Singapur und Georgetown. Unser Kulturinteresse hat leider sehr stark nachgelassen, so dass wir uns nicht die Geschichte zu jedem Tempel durchlasen. Sophie und Sebastian waren darüber auch ganz froh, so pickten wir uns nur wenige Sehenswürdigkeiten heraus.

Wir besuchten den Royal Palace, der aus dem Jahr 1427 stammt und im 17. Jahrhundert weitestgehend erneuert wurde.

Royal Palace Bhaktapur

den Vatsala Tempel aus dem Jahr 1672, rechts früh am Morgen und links am Nachmittag

 

und noch einige mehr, von denen wir keine Fotos machten. Wir schlenderten zum Pottery Square, wo Gegenstände aus Terrakotta verkauft werden. Doch das Angebot an diesem Tag war so gering, so dass sich ein Foto nicht lohnte.

Der Dattatreya Tempel am Dattatreya Square war uns noch ein Foto wert.

Dattatreya Tempel

Hier machten wir eine Pause in der Himalayan Bakery und tranken leckeren Cappuccino bzw. Lassis.

Himalyan bakery

Die holzgeschnitzten Türen sind wunderschön, leider jedoch sehr niedrig ;o)

Am frühen Abend wollten wir wieder zurück nach Kathmandu also machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel. An irgendeiner Stelle verließen wir unbeabsichtigt den Durbar Square, denn wir standen plötzlich vor einem Tor und sollten unsere Tickets zeigen, um den abgegrenzten Bereich erneut betreten zu dürfen. Der Beamte ließ Alfred und mich nicht passieren, da wir auf der Rückseite unserer Tickets keinen Stempel hatten. Wir erfuhren, dass nur mit diesem Stempel, versehen mit der Reisepassnummer, das Ticket für sieben Tage gültig ist. Der Preis ist wohlgemerkt der gleiche, egal ob man einen oder sieben Tage bleibt. Wir versuchten ihm zu erklären, dass wir nur zurück zu unserem Hotel wollten und danach die Stadt verlassen würden, doch er blieb stur. Nach einigen hundert Metern gab es erneut die Möglichkeit abzubiegen und wir liefen dem Beamten direkt in die Arme. Es war eine sehr unschöne Situation, da wir auch jede Menge nepalesische Zuschauer hatten. Ein paar Meter die Straße entlang gab es ein weiteres Tor und auch dort versuchten wir uns Glück, allerdings ohne Erfolg. Wir hatten gesehen, dass der erste Beamte sein Mobiltelefon herausholte, nachdem er uns weggeschickt hatte. Die Vermutung lag nahe, dass er den Beamten an diesem Tor informiert hatte. Wir fühlten uns sehr unwillkommen und waren mittlerweile auch sehr ärgerlich. Schließlich hatten wir genau wie Sophie und Sebastian jeweils 12 € bezahlt, nur eben keinen Stempel bekommen. Beim nächsten Tor hatten wir Glück, denn der Wärter schlief in seinem Häuschen und wir konnten ungehindert passieren. Ich war so sauer, dass ich zu dem Beamten ging, bei dem wir am Tag zuvor das Ticket gekauft hatten. Doch auch er wollte meine Argumente nicht verstehen und verwies nur auf das Kleinst!gedruckte am unteren Rand des Tickets. Dort stand in klitzekleiner Schrift, dass es ohne Stempel auf der Rückseite nur einen Tag gültig ist. Alles in allem eine sehr unerfreuliche Angelegenheit, die bei uns allen ein Gefühl von Abgezocktwerden hinterließ.

Das Taxi brachte uns sicher zurück nach Kathmandu. Allerdings sträubten wir uns als der Fahrer unsere Koffer ungesichert auf das Dach packen wollte; lieber quetschten wir uns im Innenraum zusammen. Auch dieses Mal hatten wir uns eine Unterkunft im Stadtteil Thamel ausgesucht. Hier sind die meisten Hostels, Hotels, Kneipen, Souvenirläden, Trekkingausstatter und Touristen. Das ganze Stadzentrum ist auf Massentourismus ausgerichtet. Zum Glück war wegen der Regenzeit keine Saison, sonst wäre es wohl noch voller gewesen. Zum Abendessen wählten wir ein tibetisches Restaurant aus und das Essen war sehr lecker. Im Anschluss gab es wieder Fußball in einer irischen Kneipe.

Am nächsten Tag hatten wir eine Wanderung im Shivapuri Nationalpark vorgesehen. Das Hoteltaxi fuhr uns bis zum Parkeingang. Wobei man von fahren nicht wirklich sprechen kann. Durch das Zentrum von Kathmandu war alles noch ok, doch dann bog der Fahrer in einen Weg ein, für dessen Zustand mir kein Wort einfällt. Die Wanderwege im Pfälzer Wald sind besser gepflegt als diese Piste. Auf einer Länge von 5 km wurden wir kräftig durchgeschüttelt. Später erfuhren wir, dass an dieser „Straße“ seit drei Jahren gebaut  wird. Durch die extreme Steigung und der erdbebenbedingten Bodenverschiebungen ging es nur sehr langsam voran. Sebastian drehte während der Fahrt ein Video. Sehenswert! Am Nationalpark angekommen mussten wir zusätzlich zum Parkeintritt auch einen Touristenführer bezahlen, der insgesamt drei Stunden mit uns wandern wollte. Ziel war Nage Gumba, ein buddhistisches Frauenkloster. Der Weg begann ganz harmlos, es herrschten angenehme Temperaturen, der Weg war schattig und wir wanderten gemütlich dahin. Zwischendurch hatten wir atemberaubende Aussichten in das Kathmandu-Valley.

Zum Glück wussten wir nicht, was wir jetzt wissen. Nachdem wir eine Weile gewandert waren, änderte sich alles, denn der Weg zum Kloster ging nun für eine Stunde treppauf! Wir waren fix und alle als wir oben ankamen. Der guide erklärte uns, dass früher jede Familie, die mehr als drei Jungs hatte, einen davon ins Kloster schicken musste. Heute ist das eine freiwillige Angelegenheit. Wie das bei den Mädchen gehandhabt wird wissen wir nicht. Was mich wunderte war, dass zwischen den ganzen Mädchen von Kind bis Teenager ein Mönch saß, der ihr Spiel während der Pause beaufsichtigte.

Vom Kloster aus wollten wir noch ein Stück weiter den Berg hoch, doch leider erwähnte der Touristenführer nicht, dass das bedeutet: Treppen steigen ;o( Dieser Schlenker von einer Stunde kostete uns im Anschluss so viel wie wir bereits für die ersten drei Stunden bezahlt hatten (drei Stunden: 800 nepalesische Rupien, 4 Stunden 1.500 Rupien) Wieder fühlten wir uns über den Tisch gezogen, da dieser Preisaufschlag in keinem Verhältnis stand. Kurz vor Tourende entdeckte ich noch ein interessantes Aufklärungsschild. Achtet bitte auf dem Foto auf das linke Schild.

Shivapuri NP4

Nach einer ausgiebigen Dusche und kurzem Nickerchen entschieden wir uns für ein nahegelegenes Restaurant und bummelten im Anschluss noch durch verschiedene Souvenirläden.

Am nächsten Morgen mussten Alfred und ich mittags am Flughafen sein, um weiter nach Paro/Bhutan zu fliegen. Sophie und Sebastian blieben noch eine weitere Nacht in Kathmandu bevor sie nach Kuala Lumpur flogen wo sie auf unsere Rückkehr aus Bhutan warteten.

Wie war unser Urlaub in Kathmandu? Noch nie hatten wir so widersprüchliche Gefühle für eine Stadt. Nach Kathmandu würden wir auf keinen Fall mehr fahren, dazu sind uns unsere Lungen zu wertvoll. Die Luftverschmutzung ist einfach zu hoch. Nepal mag ein wunderschönes Land sein, Kathmandu klammern wir jedoch aus. Ob es sich lohnt für ein Trekking zurückzukommen können wir zur Zeit nicht beantworten. Wir haben viele nette Menschen in den Hotels getroffen, doch die Erlebnisse in Bhaktapur dämpfen unsere Begeisterung für diesen Aufenthalt.