Im Anschluss an das Formel 1 Wochenende in Kuala Lumpur sind wir montags weiter nach Kuching geflogen, die Hauptstadt des Bundesstaates Sarawak auf der östlichen Halbinsel Malaysias.
Kuching ist – verglichen mit Kuantan – eine eher kosmopolitische und lebendige Stadt. Uns ist dort aufgefallen, dass – im Gegensatz zu Kuantan – in den Restaurants Musik gespielt wird. Auch gibt es bei uns keine Straßenmusikanten, wahrscheinlich weil wir keine nennenswerte Fußgängerzone haben, in der sich die Künstler tummeln könnten. Das sowie das Sitzen im Straßen- oder Strandcafé, vermisse ich sehr ;o)
Das war unser Lieblingsplatz! Das ehemalige Courthouse mit Ateliers, in denen Künstler ihre Kunstobjekte verkaufen, ein Café mit einem täglichen Angebot von 30 superleckeren Kuchen und Torten sowie ein Restaurant und eine Bar mit Livemusik.
Unsere erste Unterkunft war die Singghasana Lodge, ein Hostel, das uns von Alfreds Kollege empfohlen wurde. Das Durchschnittsalter haben wir während der zwei Tage ganz schön angehoben. Unser Zimmer hatte eine Schlafmöglichkeit auf der Empore mit Ausblick auf die Straße. Sehr extravagant. Der beste Platz war jedoch die „roof bar“ mit Ausblick auf den Fluss!
Wir erkundeten die Stadt und u. a. auch die andere Seite des Flusses mit dem malaysischen Wohnviertel. Um dorthin zu gelangen gibt es Wassertaxis, mit denen man für umgerechnet 0,10 bis 0,20 € übersetzen kann. Betrieben werden die kleinen Boote mit Rasenmähermotoren und Alfred amüsierte sich köstlich über die Konstruktion: Der Skipper steht am Bug des Schiffes und bedient eine mechanische Fernbedienung. Angelassen wird der Motor durch einen Seilzug, der an der Decke des Bootes entlanggeführt wird. Im Bild könnt ihr die Verbindung mit dem Motor erkennen. Der Skipper regelt die Geschwindigkeit mit einem zweiten Seilzug an dessen Ende ein Holzknebel befestigt ist. Gesteuert wird mit einem Paddel, das er vom Bug aus mal links, mal rechts ins Wasser hält.
Unser erster Ausflug führte uns bei strömendem Regen in das Semenggoh Nationalreservat, in dem u. a. ein Rudel Orang Utans lebt. Es war uns nicht bekannt, dass die Orang Utans sehr eigenwillig sind und nicht unbedingt zur täglichen Fütterung erscheinen. Die Tiere können sich frei bewegen und auch das Reservat verlassen, wenn sie wollten. Wir hatten sooooo viel Glück, denn es zeigten sich ALLE, sogar Edwin, der unbezwungene Chef der Horde. Einer der Wärter erklärte, dass niemand (weder Tier noch Mensch) über ihm steht. Das heißt, wenn Edwin ausrastet, gibt es niemanden, der ihn aufhalten kann. Wir bekamen einen kleinen Vorgeschmack auf seine schlechte Laune als er aus dem Wald heraus auf die Besuchergruppe zulief. Der Wärter schrie uns an, dass wir zurückgehen müssen, da Edwin der Meinung zu sein schien, dass wir zu nah an einem der Weibchen standen. Nachdem er diesen Aufruhr verursacht hatte, setzte er sich entspannt hin und verdrückte eine Unmenge Obst.
Am nächsten Tag buchten wir einen Ausflug in den Bako National Park, der älteste seiner Art auf Sarawak. Wir waren unterwegs mit unserem Guide PE (seiner Erklärung nach bedeutet dies physical education) und hatten sehr viel Spaß. Er zeigte uns nicht nur Vipern, Affen und Wildschweine, sondern erzählte uns lustige Geschichten und vermittelte uns einiges an Wissen über Heilpflanzen aus dem Dschungel: wilder Ingwer gegen Erkältung (Foto in der Mitte) und zeigte uns die malayische Version von Viagra (Foto ganz rechts).
Zum Abschluss dieses gelungenen Ausfluges trafen wir uns zu einem Absacker in „unserer“ roof bar. Mit von der Partie im Reservat war Murray (ein Schotte), der leider schon weg war, als wir das Bild machten. Wir verbrachten einen netten Abend mit einem niederländischen Pärchen aus Rotterdam, die wir in der nächsten Unterkunft und dann noch mal am Flughafen trafen.
Geplant hatten wir einen mehrtägigen Ausflug in den Mulu Nationalpark im Norden von Sarawak – aufgrund seiner einzigartigen Höhlen ein UNESCO-Weltkulturerbe. Doch leider waren alle Unterkünfte ausgebucht und so blieben wir in Kuching.
Ein weiterer Ausflug war eine Bootstour im Nachbau eines traditionellen Bootes der Iban auf dem Sungai Sarawak. Nach ca. 45 min bemerkten wir, dass der Motor seltsame Geräusche von sich gab und hörten auch schon wie der Bootsführer sagte: „Problem!“ Da wir uns in Ufernähe befanden, blieben wir ganz entspannt, überlegten jedoch, ob wir wirklich in diesem brackigen Wasser ans Ufer schwimmen wollten. Nachdem er mit einem Hammer einige Male auf den Vergaser schlug, sprang der Motor auch wieder an und wir konnten unsere Tour fortsetzen. Zu sehen bekamen wir viele Holzhäuser, die nah am Ufer gebaut waren. Wir sind immer wieder beeindruckt, in welch einfachen Behausungen Menschen leben und offensichtlich zufrieden sind.
Damit uns in Kuching nicht zu langweilig wurde, sind wir nach zwei Nächten in der Lodge in das „village house“ in Strandnähe umgezogen. Dort war es etwas luxuriöser und wir hatten eine Übernachtung gebucht, um uns u. a. das Sarawak Cultural Village anschauen zu können. Außer dem Hotel gab es weit und breit nur Häuser von Einheimischen.
Nach unserer Ankunft machten wir eine ausgedehnte Strandwanderung. Schwimmen durften wir nicht. Da wir uns auf „malay land“ befanden, ist Baden gehen in Badeanzug/Bikini bzw. Badehose verboten. Abgekühlt hatten wir uns dann im swimming pool, in dem das Wasser tatsächlich kühl war (wahrscheinlich kühler als das Meer).
Das „Sarawak Cultural Village“ am nächsten Vormittag gefiel uns sehr gut. In diesem ethnologischen Museumsdorf wurden sieben traditionelle Häuser verschiedener Volksgruppen nachgebaut: der Bidayuh, Iban, Orang Ulu, Penan, Malaien, Chinesen und Melanau. Teilweise sind die Häuser bewohnt oder zumindest zeigen Einheimische wie früher Handwerkszeug bzw. Musikinstrumente gefertigt wurden.
Die Art der Treppe auf der Alfred steht, gab es an mehreren Häusern, u. a. am Haus der Melanau, das auf 15 m hohen Pfählen steht. Geländer gab es nicht durchgängig und ich musste erst einmal tiiiiiiiief durchatmen, bevor ich wieder nach unten gehen konnte. Meine Höhenangst wird hier auf eine harte Probe gestellt. Hoffentlich bin ich kuriert, wenn wir noch mehrere solcher Ausflüge machen.
Zurück in Kuching ließen wir es uns gutgehen und haben die letzten beiden Tage in einem etwas nobleren Hotel verbracht. Draußen schüttete es und wir genossen die behagliche Kühle in unserem großen Zimmer.
Das Heimkommen war dieses Mal weniger schön. Wir wunderten uns, warum unser Tor sich nicht mit der Fernbedienung öffnen ließ und die Alarmanlage nicht scharf war. Als wir auch kein Licht machen konnten war uns klar, dass hier etwas nicht stimmte. Offensichtlich fiel zu Beginn unserer Reise im Haus der Strom aus und somit waren alle Lebensmittel im Kühl- und Gefrierschrank mehrere Tage der Hitze eines ungedämmten Hauses ausgesetzt. Ich muss euch nicht schreiben wie das hier stank, denn wir hatten uns aus Deutschland mit reichlich leckerem Käse eingedeckt, der uns aus dem Gefrierfach entgegenlief. Also haben wir nachts um 0.00 Uhr Kühlschrank ausgeräumt, ausgewischt und danach waren wir wieder hellwach. Leider konnten wir weder bei einem Kaffee noch bei einem Bier den Abend ausklingen lassen, da die Milch sauer und das Bier warm war. Letztendlich sind wir dann doch ins Bett und am nächsten Morgen Roti Canai frühstücken gegangen im GC Curryhouse.
Unser Kühlschrank am nächsten Morgen!