Oman

Die letzte Reise in 2018 führte uns in den Oman. Bei unserem ersten gemeinsamen Heimflug in 2016 hatten wir einen Zwischenstopp in Muskat. Die Einfachheit des Flughafens und das Werbefilmchen im Flieger machten uns neugierig auf das Land, das meiner Vorstellung von 1001 Nacht glich. Schon damals fassten wir den Beschluss, irgendwann in den nächsten drei Jahren einige Tage im Oman zu verbringen. Nun war es so weit. Vom 11. bis 19.12.18 fuhren wir 1.693 km auf dreispurigen Autobahnen und im Kontrast dazu auf Schotterstraßen und Sandpisten kreuz und quer durch den Norden des Oman.
Unsere Urlaubsplanung wird immer minimalistischer. Wir hatten nur den Flug und die erste Nacht in der sog. capital area (Muskat mit seinen umliegenden Städten) gebucht. Die Reiseroute stand fest: zuerst an der Küste gen Süden, dann eine oder zwei Nächte in der Wüste und durch die Berge zurück nach Muskat.

Alfred hatte unseren Toyota RAV4 bei Europcar gemietet. Man sollte meinen, dass solch ein renommiertes Unternehmen einen gewissen Standard erfüllt. Leider trifft das auf die Filiale am Flughafen von Muskat nicht zu. Das Fahrzeug war mit keinem GPS ausgestattet, so dass wir uns ein Garmin-Navi mieten mussten. Vermutlich wurde auf dem Gerät noch nie ein update gemacht, denn die Fahrt vom Flughafen zum Hotel war eine Irrfahrt durch das nächtliche Muskat und Umgebung. Das Navi leitete uns falsch und als die Stimme sagte: ‚you arrived at your destination‘, befanden wir uns im nirgendwo. Also fuhren wir zurück in ein Gewerbegebiet, in dem die Geschäft glücklicherweise bis spät in die Nacht geöffnet sind. Ein freundlicher Verkäufer in einem Handyladen erklärte uns den Weg und letztendlich fanden wir unser Hotel in Muskats Nachbarstadt Mutrah. (Ergänzung: Europcar hat uns nach Reklamation bei der Europcar Zentrale Oman die vollen Kosten des gemieteten Navis nachträglich erstattet.)
Auf der Suche nach Abendessen landeten wir in einem coffeeshop, der auch als Imbiss dient. Wir bestellten Cappuccino (unsere Vorstellung davon, was in einem coffeeshop verkauft wird) und erfuhren, dass es nur Nescafé gibt. Auf Nachfrage wo wir denn einen ‚richtigen‘ Kaffee bekommen könnten, erklärte uns der junge Mann, dass wir überall nur Nescafé bekommen würden. Wir fragten nach dem omanischen Kaffee, dem sog. Kahwa, doch auch dieser wurde nicht serviert. Alfred testete ein ’shawarma‘, eine Teigrolle, die normalerweise mit Lammfleisch gefüllt ist. Mir zuliebe wählte er die vegetarische Version  mit Falafel und das war sehr lecker. Nach dem wir schon eine Weile dort saßen fiel uns auf, dass ich die einzige Frau weit und breit war. Das sollte sich in den nächsten Tagen noch oft wiederholen. Anscheinend dürfen omanische Frauen und Mädchen abends nicht mehr auf die Straße.
Immer wieder fuhren Autos vor, der Fahrer hupte und ein Angestellter des Imbisses lief zu dem Wagen. Es folgte ein kurzes Gespräch und der Angestellte ging zum Verkaufsschalter. Nach einer Weile lief er mit einer Tüte wieder zu dem Auto und kam mit Geld zurück. Nachdem wir das einige Male beobachtet hatten wurde uns klar: Das ist die omanische Form des drive through :o) Irgendwann fand ich dazu auch einen kleinen Artikel im Reiseführer.

Früh am nächsten Morgen weckte uns um 5 Uhr der Muezzin und wir hatten eine grandiose Aussicht auf die Berge:

Wir entschieden uns für den Besuch der Sultan Qaboos Moschee bevor wir uns auf die Reise machten. Sultan Qaboos ist seit 1970 absoluter Herrscher und wird von seinem Volk sehr verehrt. Er öffnete Oman nach außen, modernisierte das Land und Muskat sowie die capital area expandierte in unglaublichem Tempo. Wo sich vor 50 Jahren noch Lehmhütten befanden, stehen heute moderne Verwaltungsgebäude. Die prächtigen Villen in den Vororten stehen auf ehemals trockenem und ödem Land.

Diese Moschee ist die schönste, die wir bisher auf unseren Reisen gesehen haben. Im Inneren finden 6.000 Gläubige Platz und auf dem Gebetsplatz im Hof davor noch einmal 14.000. Der persische Teppich wurde vor Ort von iranischen Frauen handgeknüpft und misst 70 x 60 m. Besonders beeindruckt hat uns der 8 t schwere Kronleuchter (aus Bayern!), der aus Swarovski-Kristallen gefertigt ist:

Sultan Qaboos Moschee Kronleuchter

Bei unserem Rundgang trafen wir auf Ahmed. Wir erfuhren, dass er von 1970 bis 1985 als Kfz-Mechaniker in Ludwigshafen arbeitete. Er beantwortete all unsere Fragen rund um das Land und die Religion sehr offen. Er war sehr verwundert über meine Aussage, dass ich von den muslimischen Männern in Malaysia ignoriert werde und schüttelte den Kopf. Alfred amüsierte sich über seinen Ausspruch „Gott sei Dank“, den man von einem Muslim nicht erwartet.  sultan qaboos moschee ahmed

Nach einem sehr anregenden, zweistündigen Gespräch während des gemeinsamen Rundganges mit ihm durch die Moschee, verabschiedte er sich, indem er sich für unsere Gesellschaft bedankte, sich umdrehte und seines Weges ging. Wir waren sprachlos wegen dieser kostenlosen Herzlichkeit. Noch beeindruckt von der Schönheit der Moschee und Ahmeds Herzlichkeit machten wir uns auf den Weg zum Bimmah Sinkhole, der ersten Station unserer Reise außerhalb Muskats. Auf der Fahrt dahin hielten wir in Quriyat oder auch Quriat an, das bis 1507 eine wichtige Hafenstadt war. Davon ist heute nicht mehr viel zu sehen. Wir waren trotzdem rundum zufrieden, denn wir befanden im Oman. Wir haben uns angewöhnt, uns immer mal wieder gegenseitig ins Gedächtnis zu rufen wie gut es uns geht, dass wir in diesem Land (in dem wir uns gerade befinden) Urlaub machen.

Wir kamen zur Mittagszeit am Bimmah Sinkhole an und glücklicherweise waren nur wenige Menschen dort:

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Und diese Zeitgenossen haben wir unterwegs auch gesehen: unsere allerersten Kamele, leider mit zusammengebundenen Vorderfüßen. Das sollte uns in den nächsten Tagen noch oft begegnen.

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Am Nachmittag war unser nächster Halt das Wadi Shab. Im Sommer 2007 wütete hier ein Zyklon und die Schäden sind immer noch sichtbar, denn viele der schattenspendenden Palmen existieren nicht mehr. Außerdem hat man über den Ausgang des Wadi eine Autobahnbrücke gebaut. Dennoch hat sich eine zweistündige Wanderung hinein ins Wadi gelohnt. Zur Erfrischung ging Alfred in einem natürlichen Wasserbecken im glasklaren Wasser schwimmen.

Direkt neben dem Eingang zum Wadi hatten wir diese Unterkunft über airbnb gebucht und Sami, der Vermieter, schrieb mir, dass dies das Haus seines Großvaters war und wir keinen Luxus erwarten dürften. Genau das machte für uns den Charme dieses Häuschens aus und wir waren überrascht wie kühl es darin war.

Am Abend spazierten wir durch die Straßen des Dorfes, um zum einzigen Restaurant des Ortes zu gelangen. Die Speisekarte war übersichtlich. Für mich gab es lediglich Fladenbrot mit Dhal. Alfred bestellte eine Art Hühnerfrikasse, das hieß hier gehacktes Geflügelfleisch in Soße mit Brot. Wir stellten erneut fest, dass Frauen nicht zum abendlichen Bild des Oman gehören.

Nächster Halt war Qalhat wo auch schon Marco Polo Station machte. Im Juni 2018 wurden die Überreste des Seehandelsplatzes zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Leider gehen die Omanis davon aus, dass Touristen wissen wo welche Sehenswürdigkeit zu finden ist, denn Hinweisschilder sind Mangelware. Wir richteten uns nach den Angaben im Reiseführer und obwohl wir ein paar Steinreste von Gebäuden sahen, wussten wir nicht ob wir auch dort waren wo wir hinwollten ;o)

Weiter ging es nach Sur, einer Küstenstadt mit 90.000 Einwohnern, die heute noch berühmt ist für den Bau ganz bestimmter Segelschiffe, den Dhaus.

Rechts ist die Bucht zu sehen mit Blick auf den Stadtteil Al-Ayjah und links ist ein typischer Anblick im Oman, denn fast hinter jeder Stadt sieht man Berge.

Und hier stehe ich am nordöstlichsten Punkt der arabischen Halbinsel in Ras-al-Hadd (Hadd bedeutet Rand). Langgestreckter feiner Sandstrand, blaues Meer, blauer Himmel – das war’s.

ras al hadd

Um 15 Uhr sollten wir  in Al Wasil (150 km weiter Richtung Südwesten) an der Al Maha Tankstelle sein. Hier startete unser Abenteuer Wüstencamp in der Wahiba Sandwüste oder korrekt Rimal al-Sharqiyah, die sich auf eine Fläche von 15.000 km² erstreckt. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt 250 km und von West nach Ost misst sie 80 km bzw. 170 x 70 km, je nachdem wen man fragt. Auf diese Nacht freuten wir uns schon seit Beginn der Planung und wir sollten nicht enttäuscht werden. Am Treffpunkt nahm uns ein Omani  in Empfang. Mit einem kurzen Blick auf unseren Leihwagen sagte er:  „umladen nicht nötig ihr könnt selbst fahren“. Normalerweise lassen die Gäste die eigenen Fahrzeuge an der Tankstelle stehen und werden zum Camp hin und zurück „kutschiert“, denn für die Fahrt durch die Wüste braucht man einen Allrad-Antrieb. Die Fahrt zum desert retreat camp war abenteuerlich, denn der Omani raste mit jenseits der 60 km/h durch die zugegebenermaßen flache Piste und Alfred musste wohl oder übel hinterher. Bei der Ankunft erfuhren wir, dass wir die einzigen Gäste in einem Camp mit mehr als 20 Zelten waren. Einfach genial.

Direkt nach unserer Ankunft hatten wir die Gelegenheit zum ‚dune bashing‘. Im Auto des Campbesitzers, einem Toyota Tundra, fuhren wir die nächsten 45 Minuten dünenauf- und dünenabwärts, zum Teil in rasantem Tempo. Wow! (Die Videos können wir hier leider nicht hochladen.)

Zu unserem Zelt, das mit Bett, Kleiderständer, Tisch, Spiegel und einer Lampe ausgestattet war, gehörte auch ein Badezimmer mit open air feeling!

Nach dem dune bashing erklommen wir die Düne direkt hinter dem Camp, um von dort oben den Sonnenuntergang sehen zu können. Ganz schön schweißtreibende Angelegenheit nach dem Motto: zwei Schritte vor und drei Schritte zurück, denn man rutscht mit jedem Schritt die Hälfte der Schrittlänge wieder zurück.

Den Abend verbrachten wir mit lesen, nachdem der Koch für uns ein leckeres Essen zubereitet hatte. Wir alle kennen den Ausdruck: Stille kann erdrückend sein. Dem stimmen wir zu. Wir hörten nichts, nicht einmal die Tiere machten Geräusche. Nur ab und an röhrte ein Motor, wenn ein Beduine  auf dem Weg zu seinem Camp in einem Pick-up vorbeifuhr. Die Nacht war magisch, der Sternenhimmel wie erwartet einfach gigantisch und die Temperaturen ganz schön tief, alles so wie wir das auch erwartet hatten. Wir wären gerne noch länger geblieben, doch am nächsten Tage sollte eine Gruppe mit 12 Personen anreisen und wir konnten uns nicht vorstellen ‚unser‘ Camp mit anderen zu teilen.

Früh am nächsten Morgen stieg Alfred noch einmal auf die Düne, um den Sonnenaufgang zu bewundern während ich selig weiter schlummerte. Nach einem leckeren und ausgiebigen Frühstück ging es für uns weiter in Richtung Nizwa.

Al Mudayrib stand als nächster Halt auf unserer Liste. Wenn man auf die Stadt zufährt, entdeckt man überall Türme, denn auch die Häuser ähneln kleinen Festungen. Hier sahen wir zum ersten Mal Lehmziegelhäuser, die zum Teil schon 250 Jahre alt sind. Leider sind viele von ihnen eingestürzt und ganze Straßenzüge daher unbewohnt. Wir kletterten mit den Wanderschuhen Asiens, den Flip-Flops, zwischen den Ruinen umher und schlossen die Besichtigung der Stadt mit einem Spaziergang durch den mit einem falaj bewässerten Palmenhain ab.
Während unserer Fahrt auf der Autobahn Richtung Ibra überholten wir einen Transport der besonderen Art:

kamele on tour

In Ibra wollten wir den alten Ortskern mit den Überresten großer Handelshäuser besichtigen. Aufgrund der fehlenden Hinweisschilder und den Lücken in unserem GPS mussten wir unverrichteter Dinge umkehren und fuhren direkt weiter nach Birkat al Mouz. Das Besondere in dieser Stadt ist das 36 km lange Bewässerungssystem (falaj), durch das die Altstadt und die Palmenhaine mit Wasser versorgt werden. Das Wasser tritt erst kurz vor der Stadt in der Nähe der Festung aus der Erde und ist dort glasklar.
Auf unserem Spaziergang auf dem äußeren Rand der Rinne, sahen wir Kinder in den Rinnen baden und Frauen, die dort ihre Wäsche wuschen.

Birkat al Mouz Badende

Wir bogen um eine Ecke und hörten einen Mann singen. Ich wollte umkehren, doch Alfred ging weiter und traf auf Suleyman. Er war in einem dieser öffentlichen Badestätten und hatte dort gerade gebadet und sich rasiert, denn er hatte Shampoo und Rasierer in der Hand als er aus dem Häuschen heraustrat. Alfred fragte ihn, ob wir auf dem falaj weitergehen dürften und Suleyman bot an, uns die Stadt zu zeigen. Wir nahmen dankend an. Mit Händen, Füßen und gebrochenem Englisch erklärte er uns wie die Lehmziegelhäuser gebaut wurden, besichtigte einige davon mit uns und führte uns durch die Palmenhaine. Unterwegs begegneten wir einigen seiner Bekannten, die uns interessiert musterten und grinsend an uns vorbeigingen.

Links im Bild ist ein falaj, der durch den alten Teil der Stadt führt. Alle paar Meter gibt es ein Badehaus für Männer und wenige Meter später auch eines für Frauen. Man/frau geht um eine gemauerte Ecke herum, einige Stufen nach unten und steht in der Rinne, in der das Wasser entlang fließt. Sicher ein sehr kommunikatives Badeerlebnis. Alles sah sehr sauber aus und wird von vielen Menschen noch immer genutzt, denn die Häuser im alten Teil der Stadt sind nicht an die städtische Wasserversorgung angeschlossen.

Ich war beeindruckt wie geräumig und kühl diese Lehmhäusern sind. Überall gab es in das Mauerwerk eingelassene Nischen, die mit Holzbrettern unterteilt als Regal genutzt wurden. Es war sehr interessant durch diese Ruinen zu klettern und sich vorzustellen wie prachtvoll es gewesen sein musste als diese Häuser noch bewohnt waren. Wobei einige davon tatsächlich restauriert und mit einem Neubau versehen wurden oder sofern noch einige Mauern stehen, auch heute noch Menschen in den Ruinen wohnen so auch Suleyman. Denn zum Abschluss unseres Rundganges führte er uns in sein Haus. Durch eine Tür betraten wir die Küche. Diese hatte jedoch kein Dach und auch keinen Tisch oder Stühle, nur eine Art gemauerte Arbeitsfläche. Rechterhand befand sich seine Schlafecke mit einem Dach aus Pappkarton. Auf einer Leine hing seine Arbeitskluft, die wir schon öfter bei Straßenarbeitern gesehen hatten. Dieser Mann war sehr stolz auf sein Zuhause und ich fühlte mich mal wieder demütig aufgrund all unseres Besitzes, den wir mit uns herumtragen. Auf dem Rückweg zu unserem Auto verschwand er kurz in einem kleinen Laden und kam mit zwei Dosen Sprite mit Pfefferminzgeschmack zurück, seinem Lieblingsgetränk. Wir verabschiedeten uns von ihm und waren sehr dankbar für diese Begegnung.
Unsere Fahrt führte uns vorbei an einem riesigen Supermarkt mit gigantischer Auswahl (Schwarzwälderkirschtorte (die arabische Version), Schafskäse in allen Varianten, Obst aus aller Welt …) in the middle of nowhere, in dem ich unbedingt einkaufen musste. Ich finde Supermärkte in fremden Ländern unheimlich interessant und liebe es, mir die Keks- und Schokoladenauswahl anzuschauen während Alfred durch die Gänge mit den Chips stromert. Wir kauften omanischen Pulverkaffee versetzt mit Kardamom (Kahwa), mit Datteln gefüllte Kekse und Safrantee.

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Weiter ging es auf einer Autobahn, die unser Navi (mal wieder) nicht kannte. Wir fuhren laut dem Gerät quer durch Niemandsland.
An einer der vielen Tankstellen fuhr Alfred an eine Tanksäule und wurde darauf hingewiesen, dass er das Auto bitte drehen solle. Alle Autos standen in die gleiche Richtung an der Zapfsäule, das hatten wir schon ein paar Tage zuvor gesehen. Offensichtlich ist es hier nicht erlaubt von beiden Seiten an die Tanksäule heranzufahren. Die Benzinpreise in Malaysia sind schon niedrig im Vergleich zu Deutschland, doch Oman schoss den Vogel ab. Eine ganze Tankfüllung Super für sage und schreibe 12 €!
Aufgrund der unvollständigen Beschilderung  an der Autobahn war es ein weiteres Abenteuer, ob wir denn in Nizwa landen würden, denn die Schilder auf der Autobahn zeigen nur die nächsten Ortschaften an, die auf unserer Karte jedoch nicht verzeichnet waren. Tatsächlich fanden wir auf Anhieb unser Hotel und machten uns direkt zu Fuß auf den Weg in den Souq. Spazieren gehen ist im Oman (zumindest im Winter) sehr angenehm. Die Temperaturen betrugen zwischen 25 und 35 Grad, doch die Luft ist trocken, so dass wir nicht schwitzten. Für uns eine echte Erholung.
Wir betraten den Souq durch eine wunderschöne, riesige, geschnitzte Holztür. Trotz der fortgeschrittenen Stunde waren die Stände mit dem Angebot für die Touristen noch offen. Auch im Fisch- und nebenan im Fleischsouq herrschte noch reges Treiben. Nachdem wir zu Abend gegessen hatten fanden wir doch tatsächlich ein kleines Café, in dem Cappuccino serviert wurde. Für uns Kaffeeliebhaber ein wunderbarer Tagesabschluss.

Der nächste Tag sollte ein weiteres Highlight werden, denn wir wollten im sog. cliff house übernachten, einer Unterkunft in einem verlassenen Bergdorf im Jebel Akhdar. Doch zuerst fuhren wir nach Al Hamra, einer Stadt mit einer alten Lehmsiedlung. Eher zufällig stießen wir während unseres Spaziergangs auf das Museum Bait al-Safah, einem liebevoll eingerichteten Heimat- und Kulturmuseum. Anfangs waren wir die einzigen Besucher und wurden mit omanischem Kaffee und Datteln begrüßt. Wir saßen in einem wunderschön dekorierten Raum auf dem Boden und genossen die kühle Luft, die durch die vielen Fensteröffnungen hereinströmte. Nach uns kamen noch weitere Gäste und gemeinsam wurden wir durch das große Haus geführt. Wir sahen zwei Frauen zu wie sie mit einfachen Hilfsmitteln omanisches Brot backten sowie Kaffeebohnen und Weizenkörner mahlten.

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Weiter ging es zu den (laut unserem Reiseführer) wohl schönsten Felsgravuren Omans,  Hassan Bin Sult. Nach einer 1 km langen Fahrt auf einer Piste und der Überquerung eines Wadi-Bettes erreichten wir einen ca. 10 m hohen Felsen, den sog. Colemans Rock. Es dauerte eine Weile bis wir einige der menschlichen Figuren entdeckten, die in den Felsen eingraviert sind. Das Alter dieser Felsgravuren ist nicht bekannt, wird jedoch auf die vorislamische Zeit geschätzt, demnach sind sie irgendwann vor 1.500 bis 3.000 Jahren entstanden.
Nun kam der spannendste Teil des Tages. Von dem airbnb Vermieter hatten wir eine ungefähre Zeichnung erhalten wie wir das Bergdorf im Jebel Akhdar Gebirge finden sollten. Jebel Akhdar bedeutet ‚grüner Berg‘ und bezieht sich auf das Saiq-Plateau in 2.000 m Höhe und die vielen Wadis und Bergterrassen. Aufgrund des kühlen Klimas und der vielen Niederschläge wachsen hier Granatäpfel, Aprikosen und viele andere Früchte. Zwischen Dezember und März kann es hier bis zu – 5 °C kalt werden und auch im Sommer wird es nicht wärmer als 25 °C.

Zuerst passierten wir einen Checkpoint. Dort musste Alfred seinen Führerschein vorzeigen und wir wurden ermahnt, vorsichtig zu fahren. Die ersten Kilometer konnte ich den Hinweis nicht verstehen, denn die meist zweispurige Straße war besser ausgebaut als alle Bergstraßen in Europa, Australien oder Neuseeland, auf denen wir bisher gefahren waren. Auf der  gegenüberliegenden Seite gab es alle paar 100 m eine Notstopp-Spur für Lkw’s. Die Spuren endeten in einem in Beton eingefasstem 10 bis 15 Meter dicken „Polster“. Die Polster bestanden aus Reihen rot-gelb angemalter Blechfässer, die mit Sand gefüllt waren. Doch irgendwann bogen wir von dieser Straße ab und es wurde immer abenteuerlicher. Die letzten 5 km bestanden aus einer 2,5 bis 3 m breiten Schotterstraße ohne Bergrenzung zum Hang. Es gab Kuppen, deren Steigungen so steil waren, dass der Blick über die Motorhaube nur den blauen Himmel zeigte, bis man nach dem Scheitelpunkt die Straße wieder sah. Jetzt galt es das Gefälle zu meistern, denn meist folgte eine Haarnadelkurve ohne Begrenzungsmauer. Der Kick dieser Fahrt war dem Kick auf einer der in Deutschland bekannten Achterbahnen wie G-Force, Black Mamba oder Blue Fire ebenbürtig. Es kam so weit, dass ich die Augen schloss und erst wieder öffnete als wir in einem Bergdorf ankamen.

Mazin, ein junger Omani sprach uns an, ob wir ins cliff house wollten. Wir bejahten, fuhren an das Ende der Straße, parkten das Auto, schulterten unsere Rucksäcke mit dem Gepäck für eine Nacht und folgten ihm zu unserer Unterkunft. Er zeigte uns den Weg, indem er, leichtfüßig wie eine Ziege, für einige 100 m voraus ging und wir ihm etwas behäbiger folgten. Man kann die Häuser des Dorfes von dieser Seite des Tales sehen und es ist beeindruckend, dass Menschen sich solche Orte zum Leben aussuchen. Er erzählte uns, dass die Bewohner erst 2012 ausgezogen waren, um auf der hiesigen Seite des Tales in neue Häuser zu ziehen. Somit gab es zumindest Strom. Uns ist bewusst, dass wir Glückskinder sind, denn auch hier waren wir die einzigen Gäste. Mazin führte uns durch das Dorf, zeigte uns die anderen airbnb Unterkünfte und auch Häuser, die heute unbewohnt sind. Meinem Verständnis nach waren das eher Höhlen, denn es war eng und stockdunkel aufgrund der fehlenden Fenster. Verglichen mit den großzügig bemessenen Lehmhäusern, die wir gesehen hatten, war das hier wirklich bescheiden.

Das war unser Zimmer für die kommende Nacht. Ausgestattet mit einem Heizlüfter, über dessen Existenz ich mich zu dem Zeitpunkt noch wunderte.

Im Aufenthaltsraum war es am Nachmittag sehr angenehm, denn es wehte ein kühler Wind. Auf unserer Terrasse nahmen wir noch ein kurzes Sonnenbad und verfolgten das Geschehen auf der ‚Dorfstraße‘. Immer mal wieder lief jemand vorbei, doch wir konnten nicht erkennen welches Ziel diese Menschen verfolgten. Sie liefen am Haus vorbei, den Berg hinauf und verschwanden entweder in irgendwelchen Gebäuden oder um eine Felsecke. Auch Mazins Onkel, der sich kurz mit Alfred unterhielt, lief vorbei und kam erst Stunden später wieder zurück.

Im Zimmer entdeckte ich eine Liste mit Tourvorschlägen. Nett wie ich bin drückte ich sie Alfred in die Hand und wir entschieden uns für die Gipfeltour bis auf 2.500 m. Mazin erzählte uns ein bisschen aus dem Leben in den Bergen und verschwand (als wir ungefähr auf der Hälfte waren) für eine Weile hinter einem Felsen, um zu beten. Das kennen wir ja schon zur Genüge aus Malaysia.

Zurück im Dorf  mussten wir feststellen, dass es schon merklich kühler geworden war. Kurz dachten wir darüber nach, zurück zum Auto zu laufen, um noch ein paar Klamotten zu holen, doch wir entschieden uns dagegen. Leider! Um kurz nach 18 Uhr kam ein Junge mit einer Korbtasche an. Darin befanden sich einige Behälter mit unserem leckeren Abendessen. Eigentlich wäre ich gerne noch in diesem schönen Raum sitzen geblieben, doch es war einfach zu kalt. Also verkroch ich mich, bekleidet mit drei Oberteilen, zwei Hosen und Socken, unter die Bettdecke. Und jetzt verstand ich auch die Existenz des Heizlüfters ;o( Laut unseren Handys hatten wir nicht mehr als 7 Grad. Schlaue Menschen, die ihre Reisen frühzeitig planen, prüfen solche Details vorher und packen dementsprechend ihre Koffer … wir lernen aus unseren Erfahrungen, zumindest hoffe ich das ;o)
Irgendwann in der Nacht wurden wir von Hufgeklapper geweckt. Tagsüber hatten wir weiter oben am Berg einen Esel gesehen, der nun offensichtlich durch das Dorf lief. Alfred schreckte hoch, denn er hatte vergessen die Tür zu unserem Aufenthaltsraum zu schließen und dort stand frisches Obst. Wir sprangen aus dem Bett und schlichen, bewaffnet mit unseren Handy-Taschenlampen, vorsichtig an den Häusern entlang. Glücklicherweise interessierte sich der Esel nicht für Obst, wir schlossen die Tür und krochen erleichtert wieder unter die Decke.
Am nächsten Morgen erschreckte uns Mazin, der still in einer Ecke des Aufenthaltsraumes hockte. Er hatte uns das Frühstück gebracht und wartete bis wir aufgestanden waren. Während wir frühstückten fing er an das Zimmer für die nächsten Gäste aufzuräumen. Unser Geschirr mussten wir selbst spülen und wir hätten auch den Müll mitnehmen sollen, das haben wir jedoch leider vergessen. Wir wären gerne noch etwas länger geblieben, doch die Siedlung lag am Morgen im Bergschatten und so war es immer noch sehr kalt. Wir hielten es bis 10 Uhr aus. Dann entschieden wir uns für den Rückweg auf die andere Seite des Tales. Auf halber Strecke kamen wir aus dem Schatten heraus. Wir suchten uns eine Felsplattte und verweilten bestimmt für eine halbe Stunde, um die Wärme der Sonne zu genießen, bevor wir die abenteuerliche Rückfahrt anzutreten mussten. Sie war nicht weniger blutdrucksteigernd als die Hinfahrt.

Das nächste Ziel auf unserer Reise war eine weitere UNESCO Weltkulturstätte, das Jabrin castle. 1670 wurde es als Wohnschloss errichtet und zählt aufgrund der Innenarchitektur mit all den gestalterischen Details zu den Glanzstücken traditioneller omanischer Wohnkultur. Wir bekamen einen Audioguide und erfuhren u. a., dass hier über die Jahre viele Astrologen, Rechtsgelehrte, Historiker, Poeten und Mediziner ausgebildet wurden. Der Palast ist mit einigen Raffinessen wie z. B. einem losen Holzbrett auf der Treppe ins OG ausgestattet. Jeder Besucher, der nach oben wollte kündigte sich ungewollt an. Nachts wurde das Brett entfernt und der unerwünschte Gast stürzte durch den Spalt einige Etagen tiefer.
Im Keller befanden sich mehrere Dattellager, denn diese Früchte waren damals ein wichtiges Nahrungsmittel. In den Räumen wurden die Datteln übereinander gelagert. Durch das Eigengewicht der Datteln wurde der Saft herausgepresst, der in den Rillen gesammelt wurde. Entweder wurde er zum Kochen verwendet oder in Kriegszeiten erhitzt und aus bestimmten Löchern im OG auf die Köpfe der Angreifer gegossen.

Es gab auch einige kuriose Dinge zu entdecken:
Im ersten OG gibt es ein Zimmer, in dem angeblich das Pferd des Sultans ‚wohnte‘. Die Stufen auf dieser Seite des Gebäudes sind so niedrig, dass man bequem mit dem Pferd nach oben reiten konnte.
Unter dem Konferenzraum befand sich ein geheimes Untergeschoss mit einigen Ausgängen in den Raum. Während heikler Verhandlungen lauerten Soldaten unter dem Konferenzraum, um den Imam bei drohender Gefahr retten zu können. In einem anderen Verhandlungsraum gab es am Ende einen sog. Abhörraum. Auch hier saßen Soldaten, die durch ein kleines Loch in der Tür das Geschehen im Raum verfolgen konnten und ebenfalls eingreifen konnten. Unter dem Esszimmer befanden sich Gänge für das Küchenpersonal, damit diese das Essen nicht durch das Schloss tragen mussten.

Das Schloss war 1984 komplett renoviert worden und wir verweilten eine ganze Weile in den verschiedenen Räumen. Der Sonne- und Mond-Raum hatte es mir besonders angetan. Die Deckengemälde in den Räumen unterschieden sich je nach Wichtigkeit des Raumes. Und in diesem Raum waren sie besonders prächtig, denn hier wurden nur die wichtigsten Gäste und Familienmitglieder empfangen. Laut Audioguide sind sie ebenso wertvoll wie die besten persischen Teppiche. Durch die 14 Fenster, die sich in Decken- bzw. Bodenhöhe befinden, ist das Klima besonders angenehm. Die kalte Luft, die von unten hereinströmt, verdrängt die warme Luft nach oben und nach draußen.

Der Blick vom Dach war atemberaubend. Man konnte damals sicher schon zwei Tage vor der Ankunft der Besucher deren Staubfahne sehen.

Die Karstheit der Landschaft änderte sich während unserer Reise nicht besonders. Es war überall braun und bergig. Nur in Muskat und Umgebung grünt und blüht es an jeder Ecke. Für uns erscheint der Aufwand, der für diese blühende Landschaft getrieben wird eher unverhältnismäßig. Ob man das gut findet sei dahin gestellt.
Bei unseren Recherchen erfuhren wir, dass der Oman in der Unfallstatistik unter den top ten mit Blick auf die Verkehrstoten anzusiedeln war oder noch ist. Also hat der König in Deutschland einen Großeinkauf gestartet und heute stehen auf der Autobahn alle paar hundert Meter deutsche Blitzer. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 120 km/h. Einige Male achteten wir nicht auf den Tacho, doch glücklicherweise löste der Blitzer nicht aus. Bei der Ausreise sahen wir nämlich einen Schalter ‚traffic fines‘. Offensichtlich sollte man sich nicht darauf verlassen, dass die Dinger nicht funktionieren. Es fällt schwer ’nur‘ 120 km/h fahren, da die Straßen kerzengerade und supergut in Schuss sind. Besser als alles was wir bisher gesehen haben. Neben den Blitzern muss er auch Prozente beim Einkauf von Straßenlaternen bekommen haben, denn die beleuchten die Autobahn im Abstand von 25 m!

In Bahla steht das größte Lehmfort des Oman, das sich auch auf der Liste der UNESCO Weltkulturgüter befindet und im 17. Jahrhundert erbaut wurde. Nach 20jähriger Restaurierung wurde die Festung 2013 wieder eröffnet. Leider waren wir vorher im Jabrin castle. Andersherum wären wir während der Besichtigung in Bahla nicht so enttäuscht gewesen. In dem riesigen Fort gab es keinen einzigen Hinweis auf die frühere Verwendung der Kammern, Räume, Türme etc. Wir schlenderten durch unzählige Räume, die verschachtelt miteinander verbunden waren und fragten uns jedes Mal: Wozu? Nach einer Weile wurde uns langweilig und wir verbrachten hier nicht annähernd so viel Zeit wie in Jabrin, obwohl das Fort um einiges größer ist als das Wohnschloss.
Der Souq in Bahla soll laut Reiseführer noch sehr ursprünglich sein, doch leider war er weder nachmittags, noch abends geöffnet. Etwas entäuscht suchten wir uns ein Restaurant. Laut Reiseführer gab eine Auswahl an einer Tankstelle an der Hauptstraße stadtauswärts und passender Weise in Fahrtrichtung zu unserem Hotel. Wir wurden fündig. Der Wirt war wirklich hilfsbereit und so schlemmten wir durch die arabische Küche inklusive der vegatarischen Variante für mich. Als wir uns umsahen, stellten wir fest, wir waren die einzigen Gäste. Dennoch schien das Lokal zu florieren, soweit wir das an der Häufigkeit der Huptöne von den kurz verweilenden Fahrzeugen ausmachen konnten. Mittlerweile wussten wir ja was das bedeutete (ihr erinnert euch an die omanische Form des drive through).

Am nächsten Morgen starteten wir den dritten und letzten Versuch, durch den Souq zu schlendern. Fehlanzeige! Auch am frühen Morgen blieb der Großteil der Geschäfte geschlossen.
Aufgrund ihrer früheren Bedeutung als Hauptstadt und Herrschersitz hat Bahla eine 13 km lange und teilweise bis zu 5 m hohe Stadtmauer. Beeindruckend trotz ihres Verfalls.

Nächste Station waren die sog. Bienenkorbgräber von Bat und Al Ain aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., auch auf der Liste der UNESCO Weltkulturgüter. Wir ahnten es schon bevor wir losfuhren: Beschilderung zu der Kulturstätte? Fehlanzeige! Wir entschieden uns für Al Ain, denn die Gräber sind hier besser erhalten als die in Bat. Das Dorf Al Ain fanden wir relativ schnell, doch dann waren wir verloren. Zum Glück sind die Omanis so freundliche Zeitgenossen und ein Auto hielt neben uns. Der Fahrer fragte wohin wir wollten und fuhr einige Minuten vor uns her, bis wir die Gräber auf dem sog. ‚Kammberg‘ sehen konnten. Im Reiseführer stand, dass das Gebiet eingezäunt sei und man die Gräber nur von weitem sehen könne. Wir hatten Glück, denn das Tor war offen und wir konnten bis ganz nach oben laufen. Einst waren die Grabbauten etwa 8 m hoch, heute sind es nur noch ungefähr 3 m. Der Durchmesser beträgt im Schnitt 5 m und alle Öffnungen in Form eines Dreiecks zeigen nach Osten. Der Boden rund um die einzelnen Gräber sah aus, als ob er früher gepflastert gewesen wäre.

Alfred hatte auf der Karte gesehen, dass es eine Abkürzung nach Bat gab, um dort zurück auf die Autobahn Richtung Muskat zu kommen. Es handelte sich um eine 20 km lange, kerzengerade, superstaubige Schotterpiste! Ich zockelte aufgrund der tiefen Löcher und der schlechten ‚Straßen’verhältnisse mit max. 30 km/h entlang. Je näher wir Bat kamen, desto mehr Schilder standen am Rand, die auf archäologische Stätten hinwiesen.

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Dies war unser vorletzter Tag im Oman und wir hatten uns entschieden noch eine Nacht in der capital area zu verbringen, um genügend Zeit zu haben, durch die Hauptstadt und die direkt angrenzenden Städte zu schlendern. Am frühen Nachmittag erreichten wir unser Hotel in Mutrah und machten uns sofort wieder auf den Weg. Wir fuhren zum Riyam Park und waren mehr als erstaunt über das Blumenmeer, das uns dort erwartete. Die letzten Tage war es um uns herum nur braun und karg gewesen und nun spazierten wir durch einen üppig begrünten Park. Auf einem Hügel steht der sog. Weihrauchbrenner, das Wahrzeichen Mutrahs.

muskat weihrauchbrenner

Von hier aus bummelten wir an der Corniche, der 2005 neu herausgeputzten Uferstraße entlang an deren Beginn der Hafen ‚Mina Qaboos‘ liegt. Ursprünglich ein Naturhafen wurde er immer wieder erweitert und ist heute der größte Hafen Omans. Im Anschluss besuchten wir den Souk. Ich hatte mich in die Kissen der Beduinen verliebt und begab mich auf die Suche nach diesem besonderen Stoff.

Foto 17.12.18, 22 01 37

Von weit entfernten Bekannten wurden uns zwei Restaurants empfohlen. Das erste gab es nicht mehr und das zweite war ein schickes Etablissement mit gehobener Küche. Alfred aß zum ersten Mal Kamelfleisch und war davon sehr angetan. Zum Abschluss des Tages bummelten wir am Strand von Al Qurum entlang, wo die ganzen teuren Hotels angesiedelt sind. Hier war noch viel los und wir sahen tatsächlich einige wenige Frauen.

Auf meiner to do Liste stand natürlich der Sultanspalast, den wir am Vormittag unseres letzten Tages  besuchten. Einmal von vorne und von hinten fotografiert. Wahnsinn, dass dieses riesige Gebäude nur zu Repräsentationszwecken genutzt wird.

Eingerahmt ist der Palast von zwei Festungen, die jedoch nicht besichtigt werden dürfen, da sie zu nah am Palast liegen. Diese bewachen die Bucht von Muskat. Wir bummelten am Ufer entlang und erreichten durch einen Tunnel das alte westliche Stadttor, das Bab Muthab. Im Reiseführer wurde eine zweistündige Wanderung erwähnt, die vom Trubel der Stadt in die Stille der Berge führt. Fit wie die Bergziegen kletterten wir über Steine und auf schmalen Wegen den Berg hinauf und hinunter. Ich hatte für solche Touren extra meine Wanderschuhe aus Deutschland mitgebracht und noch kurz überlegt, ob ich sie gegen meine Flip-Flops tauschen sollte. Doch es war so heiß und letztlich bin ich  tatsächlich mit Flip-Flops geklettert. Vor Jahren habe ich mich über asiatische Touristen aufgeregt, die mit nicht adäquatem Schuhwerk Wanderungen unternehmen. Mea culpa! Wir kamen an einer verlassenen Siedlung vorbei, liefen durch ein zur Zeit fast trockenes Wadi und passierten das beeindruckende Wasserreservoir Mutrahs. Am Ende mussten wir über einen Friedhof laufen und landeten in den etwas weiter abgelegenen Wohngebieten Mutrahs. Es war sehr heiß, doch wir waren beide froh, dass wir diese Tour gemacht hatten.
Zurück am Auto wechselten wir unsere Kleidung, denn das nächste Ziel sollte das ‚Royal Opera House‘ Muskats sein und hier wollten wir nicht mit verschwitzten Klamotten auftauchen. Wir hatten gelesen, dass Omanis sehr viel Wert auf Kleidung legen und sich u. a. über Männer in kurzen Hosen lustig machen, denn Shorts tragen sie als Unterhosen. Ordentlich gekleidet nahmen wir an einer Tour durch das Opernhaus teil. Leider waren an diesem Tag Proben für Ballet on ice, so dass wir das Auditorium nicht besuchen durften. Alfred fragte unsere Tourführerin, ob sie nicht wenigstens mal die Tür öffnen könne, so dass wir einen Blick riskieren konnten. Wir wären auch ganz leise. Nach einigem Zögern gab sie nach und die gesamte Gruppe lugte durch den Spalt der halb offenen Tür in den Innenraum. Im Hintergrund wurde die Bühne für das Orchester vorbereitet, davor befand sich tatsächlich eine beeindruckende Eisfläche, wahrscheinlich die einzige im Oman.
Das Theaterhaus hat Platz für 1.500 Gäste und die Bühne ist achtstöckig. Uns wurde erklärt, dass nirgendwo auf der Welt eine Kopie dieses Hauses entstehen kann, egal wie viel Geld den Baufirmen geboten wird. Dieses Gebäude mit seinem Design wird es nur einmal geben. Verwendet wurde nur das beste Material, das es in dieser Menge und Qualität weltweit nicht mehr gibt: z.B. Teakholz aus Indonesien und Marmor aus Italien. Das Royal Opera House war das erste seiner Art auf der arabischen Halbinsel und Sultan Qaboos hat es aus eigener Tasche bezahlt. Wir waren mächtig beeindruckt und hätten gerne eine Vorführung in diesem wunderschönen Theater besucht.

Es blieben uns noch einige Stunden bis zum Heimflug und diese verbrachten wir am Strand von Al Ubadhaiya. Hier waren eher wenige Touristen unterwegs und wir verbummelten den Nachmittag bis zum Sonnenuntergang, bevor wir uns auf den Weg zum Flughafen begaben, mittlerweile so vertraut mit der Gegend, dass wir den Weg ohne Navi fanden.

Foto 18.12.18, 21 15 34

(das heißt ‚auf Wiedersehen und bis bald‘ in arabisch)

 

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